Pulsierender Wasserspaß in Walibi Belgium

Vorwort

Es ist schon selten, dass ein Konzept, bei dem man sich stets fragt wie es eigentlich möglich sein soll, in die Tat umgesetzt wird. Noch viel seltener ist es, wenn dieses ausgerechnet ein Park macht, der damit schon durchaus negative Erfahrungen gesammelt hat. Gut die Doppelmayr Seilbahn-Achterbahn Vertigo, die vor 9 Jahren Walibi Belgium verunstaltet hatte, soll sich an den wenigen geöffneten Tagen im Mai des Jahres 2008 durchaus gut gefahren haben; ein Desaster auf beiden Seiten war dies dennoch. Dieses Mal kommt der Vorstoß jedoch von der traditionsreichen Achterbahnschmiede Mack Rides, weswegen die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Debakels mit Pulsar doch eher gering war. Bei einer Anlage vom Typ Power Splash handelt es sich grob beschrieben um einen Shuttle Coaster, also einer Achterbahn ohne geschlossenen Rundkurs, mit Wasserung gegen Ende der Fahrt. Was soll da bloß schiefgehen, zumal man sich ja in Walibi Belgium überaus gut mit Shuttle Achterbahnen auskennt? Richtig, nichts!

Pulsar

Thematisch stellt Pulsar eine Maschine (in Form eines schlagenden Herzens) dar, deren zerstörerische Energie über eine Achterbahn in regelmäßigen Abständen abgeleitet wird. Das schöne dabei ist, dass die Besucher die fehlende Komponente sind um eben jenes zu ermöglichen. Dabei bewegt man sich immer noch im selben Universum, welches zur Umstrukturierung des Parks 2011 erzeugt wurde; also kein „F*ck Slow, #Hard Gaan“, wie im niederländischen Schwesterpark. Generell ist das Publikum im Park mittlerweile sehr angenehm; es kann aber auch sein, dass ungewünschte Besuchermassen (ich erinnere mich an Zeiten, wo das Kassenpersonal regelmäßig als „fils de pute“ beleidigt wurde) durch die zusätzlichen Sicherheitsmaßnamen partout in Belgien ausbleiben; aber ich schweife ab.

Einmal durch die Warteschlange im oberen Stockwerk gelaufen (oder als Singlerider direkt ans Drehkreuz gegangen) wird man auch schon in eine der Reihen eingeteilt. Sein Gepäck verstaut man kapazitätstechnisch äußerst effizient in die Regale zur rechten Seite der Station und wartet fortan auf das nächste eintreffende Boot. Das Boarding erfolgt dank automatisch schließender Bügel äußerst schnell, so dass nur wenige Augenblicke vergehen ehe das 20 Personen fassende Boot, untermalt von den Herzschlägen der Maschine, über eine Drehplattform auf die eigentliche Strecke gebracht wird.

Hier angekommen wird dieses sogleich rückwärts über einen Hügel beschleunigt, die anfängliche Skepsis über die doch (noch) recht seichte Beschleunigung verfliegt sehr schnell beim ersten leichten Abheben über der Kuppe. Nun passiert man das noch ungeflutete Wasserbassin und erklimmt den (von der Station aus gesehenen) hinteren vertikalen Streckenabschnitt in etwa zur Hälfte seiner Höhe. Mit in etwa der selben Geschwindigkeit führt die Rückführung zur Station, wobei man nun auf dem Hügel merklich beschleunigt wird und ein zweites Mal ordentlich aus dem Sitz abhebt. Daraufhin wird der vordere vertikale Streckenabschnitt komplett erklommen. Mit merklich ausgeprägter Geschwindigkeit geht es zum dritten Mal über den Hügel, wodurch man wieder in den Bügel befördert wird. Nun erklimmt man den hinteren Streckenabschnitt bis zur hinteren (leicht abgeflachten) Spitze, während dessen wird das Wasserniveau im Bassin um 30 cm angehoben. In der Zwischenzeit rückt die anstehende Wasserung auch wieder in das Gedächtnis der Mitfahrer, wodurch die bislang angehäufte Fahrtfreude auf einmal in eine respektvolle Panik übergeht. Mit 100 km/h taucht das Boot nun in das Becken ein, was zu einer optisch sehr eindrucksvollen Welle führt. Diese belohnt die vorderen Sitzreihen jedoch nur mit etwas Sprühnebel, während sie den hinteren Teil des Bootes durchaus durchnässen kann. Kurz darauf passiert man zum letzten Mal den Hügel und wird dabei auf Schritttempo abgebremst, woraufhin man im Tal stehenbleibt. Die Drehplattform dreht sich wieder auf die Ausgangssituation zurück und der Bügel öffnet sich.

Pulsar ist eine rundum gelungene Attraktion, bei der man immer wieder gerne erneut einsteigt. Die Fahrt ist einfach nur grandios und kann gerade durch ihre ungewöhnlichen Beschleunigungsphasen über den Hügel absolut punkten. Die Wasserung fällt dabei optisch eindrucksvoller aus, als sie es dann während der Fahrt ist; jedoch beängstigend ist sie definitiv allemal, vor allem wenn es ein selber nach der ersten trockenen Fahrt doch noch ordentlich erwischt. Hoffentlich folgen noch weitere Exemplare dieser wahrlich verschärften Wasserfahrt.

Bilder

Schlusswort

Durch die Lage innerhalb Walibi Belgium ist nun auch der Rundlauf etwas optimiert, so dass man auf schnellsten Wege zwischen den Hauptattraktionen Flashback, Psyké Underground, Pulsar und Loup Garou pendeln kann. Interessanter Weise ist somit aber auch etwas die Wahrscheinlichkeit genommen sich irgendwann über den Weg zu laufen, was gerade bei dem vorhandenen Andrang während des Besuchstages eigentlich früher hätte passieren können, so erhielt ich erst relativ spät einen Anruf von meinen Freund David, der mich in der Single Rider Line (von Seiten der normalen Warteschlange) erkannte. Auf Zurufen nach der Fahrt erkannte ich ihn und saß kurz darauf mit ihm im selben Boot. Dieses hatte jedoch zur Folge, dass die Pläne noch nach Plopsa Coo (was zu dem Zeitpunkt eh kaum noch möglich gewesen war) oder zumindest nach Plopsa Indoor Hasselt zu fahren direkt verworfen wurden. Die Zeiten Walibi Belgium frühzeitig zu verlassen sind wohl um, danke Pulsar!

 

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# Hard Gaan

Hard Gaan in Walibi Holland

So langsam aber sicher kann man sagen, dass sich Walibi von der Six Flags Ära erholt hat. Mit dem Re-branding der Marke im Jahr 2012 und den damit einhergehenden Änderungen im Park war man lang genug beschäftigt, doch Neuheiten blieben bis auf die Reaktivierung des schallgeschwindigkeits-Boomerangs und der wahrlich genialen Gestaltung der Abschussachterbahn Xpress: Platform 13 aus. So gelungen die Neustrukturierung des Parks rund um die fiktiven Bands W.A.B. und The Skunx auch ist, so scheint man in Holland lieber eigene Wege zu gehen und wirft vieles einfach so über den Haufen; weil „Hard Gaan“ und so. Viel Sinn steht da nicht mehr dahinter, zumal man nun eine eher asoziale Klientel bedient. Aber was soll man machen, wenn der größte Konkurrent alle anderen Zielgruppen bedient?! Als ersten Schritt zum Steilgehen oder Schnellgehen, nach der wortwörtlichen Übersetzung, war es Speed of Sound seinem Soundtrack zu berauben. Klar, der neue Track ist gut, er nimmt der Anlage aber seine Geschichte. Der zweite Schritt wurde in diesem Jahr mit der Eröffnung der Achterbahn Lost Gravity durchgeführt.

Lost Gravity

Die Gestaltung der Warteschlange ist abgedreht, teilweise aber doch sehr konservativ und erinnert zwangsläufig an die Achterbahn Dizz des belgischen Freizeitparks Bobbejaanland. Hier wäre dann doch einiges mehr möglich gewesen, zumal das eigens erzeugte Universum der Comics von Morvan, L’Hermenier und Wuye deutlich mehr Möglichkeiten bereitgestellt hat. Wahrlich ungewöhnlich sind hingegen die Wagen von Lost Gravity, die ähnlich den Intamin Wing Coaster, jeweils zwei Sitzplätze mit Flur und zwei ohne bieten, darüber hinaus aber auch eine hohe Front aufweisen. Der Sitzkomfort ist großartig und der Aufbau der Wagen wirkt sich nur sehr geringfügig, oder genauer gesagt in einer vernachlässigbaren Art und Weise, auf den Fahrkomfort aus.

Die Fahrt beginnt mit einer Rechtskurve aus der Station heraus, ehe es rasch via Kettenlift hoch hinausgeht. Ohne Rast und Ruh wirft sich der Wagen in einer wahnsinnigen Art und Weise sogleich die 32 Höhenmeter hinunter; zumindest gilt dieses, wenn man auf einem linksseitigen Sitzplatz Platz genommen hat. Das überaus steile und weit verdrehte Gefälle ist atemberaubend ohne Frage, aber auf der rechten Seite beinahe schon langweilig im Vergleich zur linken, der Radius ist schlichtweg zu eng. Mit einem Affenzahn geht es nun über einen bodennahen Double-Up, über dessen Hügel man regelrecht fliegt, ehe man sich auf einem leicht zur Seite geneigten Top-Hat Element wiederfindet; welchen man auch als non-inverted Banana Roll bezeichnen könnte, wenn man denn so wollte. Etwas widersprüchlich zum vorangehenden Layout fügt sich ein riesiger Camelbackhügel an, welcher die Fahrgäste erneut aus den Sitz befördert. In luftiger Höhe durchrast man nun eine weite Wendekurve, die zudem nach außen geneigt wurde. So weit, so gut und würde Lost Gravity nun enden, so wäre sie eine sehr kurze Achterbahn, aber auch eine außerordentlich geniale. Doch anstelle der finalen Bremsstrecke folgt nun eine Blockbremse und der zweite Part der Fahrt.

Regelrecht in der Geschwindigkeit vermindert neigt man sich nun zur Seite und stürzt sich in einem Dive-Loop erneut gen Boden. Recht zahm vollzieht man nun eine enge Wendekurve und eine Zero-G Rolle. Auch in der nächsten Wendekurve in Bayernkurvenmanier ist mindestens eine der Beschleunigungsvektoren null. Dies hat zur Folge, dass von einer dynamischen Fahrweise nicht mehr zu reden ist. Ständig bremst man ab und beschleunigt von neuen, was den aus Staus bekannten Ziehharmonikaeffekt gleichkommt. Über einen Hügel wechselt man erneut die Richtung, überquert eine weitere Kuppe, passiert ein letztes druckreiches Tal, vollzieht eine letzte Wendekurve und findet sich dann in der finalen Bremse und kurz darauf in der Station wieder.

Lost Gravity ist eine hervorragende Achterbahn für einen kleinen Zwischenstopp am Wegesrand, mehr leider nicht. Die ersten Gerüchte gingen noch von einer Drehgondelachterbahn aus, dieses wäre sicherlich mit dem ersten Teil der Fahrt kaum machbar, für den zweiten aber ideal gewesen. So oder so, der erste Part ist wirklich verdammt gut, der zweite ist jedoch verschenkt. Die letzten Kurven holen zwar noch einiges heraus und entlassen einen wenigstens noch mit einem kleinen Grinsen aus der Anlage, dennoch konnte die Premiere des Mackschen Big Dippers nicht zufriedenbringend überzeugen; Potential zumindest besteht zu Genüge.

Bilder Walibi Holland

Schlusswort

Zum Abschluss möchte ich an die menschliche Vernunft appellieren, die niederländischen Schüler wohl nicht mehr ihr Eigen nennen. Ich gehe davon aus, das besagter Schüler ein äquivalent zum deutschen Abitur anstrebt (macht ja hier auch jeder) und somit keineswegs dumm sein sollte – doch wie bitte schön kommt man auf die Idee bei einer Rafting-Anlage mit beweglichen Booten, wie es Rio Grande nun ‚mal ist, auf der Sitzfläche zu hocken und sich nur lose festzuhalten?! Das ist gefährlich und sollte im Normalfall sofort mit Ausschluss aus dem Park auf Lebenszeit belohnt werden. Wäre dieser Junge ins Wasser gefallen und ertrunken, so wäre ich weder geschockt, noch um ihn besorgt gewesen; im Grunde war es ja sogar vorhersehbar. Seine Kumpel waren ja auch ähnlich drauf, aber im postfaktischen Zeitalter darf man sich durch etwas Willkürliches wie vernunftbasierte Regeln nicht von seiner eigenen Geilheit ablenken lassen. Darauf erstmal ein Selfie! Yeah!

Walibi, überleg dir das mit Hard Gaan besser nochmal, evtl. tust du dir damit im Endeffekt keinen Gefallen.

 

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Walibi Holland


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Freizeitpark:Walibi Holland (ab 2011)
Walibi World (2005 - 2010)
Six Flags Holland (2000 - 2004)
Walibi Flevo (1994 - 1999)
Flevohof (1971 - 1991)
Teil des Resorts Walibi Holland
Adresse:Spijkweg 30
8256 RJ Biddinghuizen
https://www.walibi.nl/de
Betrieb:Compagnie des Alpes

Walibi Holland bei Biddinghuizen im wunderschönen Flevoland ist einer der größten Freizeitparks der Niederlande. Der 1971 gegründete Freizeitpark kann dabei auf eine durchaus bewegte Vergangenheit zurückblicken. Als im Jahr 1994 der Park als Walibi Flevo unter Führung der belgischen Walibi Gruppe wieder eröffnete konnte noch keiner ahnen, dass wenige Jahre später die Gruppe von Premier Parks übernommen werden würde und diese den Park dann als Six Flags Holland betreiben und massiv expandieren würden. Mit der Übernahme durch die Compagnie des Alpes bezog man sich weider auf seine ursprünglichen Wurzeln zurück.

Walibi Holland bietet einen gelungenen Mix aus familienfreundlichen Fahrgeschäften und thrilllastigeren Fahrgeschäften. Der Fokus des Freizeitparks liegt dabei nicht auf Kindern, sondern eher auf Teenager und junge Erwachsene, was durch das derzeitige Leitmotiv Festival noch einmal unterstrichen wird.

Fun Fact #1: Eddie de Clown ist die Ikone der Halloween Saison. Walibi Holland bietet mit den Halloween Fright Nights eines der bekanntesten und aufwändigsten Halloween Events, welches auch international bekannt ist und daher meist schnell ausverkauft ist.

GoliathFun Fact #2: Da man den Zug der Achterbahn La Via Volta auf der Achterbahn Wipeout im englischen Pleasurewood Hills einsetzte, stand der Boomerang mehrere Jahre lang ungenutzt herum. Erst mit der Umgestaltung zu Speed of Sound im Jahr 2012 wurde die Anlage  wieder in Betrieb genommen.

Fun Fact #3: Der Freizeitpark kann im Computerspiel Roller Coaster Tycoon 2 als Scenario gespielt werden.

 
 
 

Highlights des Freizeitparks

 




Blast

 

Blast

Ein sehr nasser Top Spin

 


Crazy River

 

Crazy River

Eine große Wildwasserbahn

 


El Condor

 

Condor

Das erste SLC

 


 

Drako

Die Familienachterbahn

 


El Rio Grande

 

El Rio Grande

Ein malerischer Stromschnellenfluss

 


Goliath

 

Goliath

Eine der besten Stahlachterbahnen

 


Lost Gravity

 

Lost Gravity

Eine verrückte Fahrt mit einem fantastischen ersten Drop

 


Untamed

 

Merlin’s Magic Castle

Ein klassisches Mad House

 


Space Shot

 

Space Shot

3,2,1… Abschuss

 


Speed of Sound

 

Speed of Sound

Der Boomerang mit dem Soundsystem

 


 

Untamed

Eine der besten Achterbahnen in Europa

 


Xpress

 

Xpress: Platform 13

Die Wollknäulachterbahn mit der tollen Warteschlange

 


 
 

Ehemaliges Highlight des Freizeitparks

 





Robin Hood

 

Robin Hood

Eine fantastische Holzachterbahn