Bötchen voraus auf dem japanischen Hochplateau

Die Geschichte des Kijima Kogen Park

Auf einem Hochplateau (japanisch Kogen) weit oberhalb der japanischen Kurstadt Beppu – welche vor allem durch ihre große Anzahl an heißen Quellen und den zugehörigen öffentlichen Bädern, den sogenannten Onsen, jährlich mehrere Millionen Gäste anzieht – liegt der Freizeitpark Kijima Kogen Park (城島高原パーク).

Ausgegangen aus einer kleinen Go-Kart-Bahn entstand im Jahr 1967 das Kijima Motopia Land. Mit der damals längsten Go-Kart-Bahn Japans konnte man schnell neue Besucher auf das Hochplateau locken. Nach einem Besitzerwechsel im Jahr 1971 folgten dann mit der Erschließung des Resorts der Bau eines Schwimmbades, sowie einer Bowlingbahn. 1982 folgte dann die Änderung des Parknamens in Kijima Kogen Family Park und im Folgejahr die Eröffnung der Looping-Achterbahn Super LS Coaster.

Im Jahr 1987 übernahm die West Japan Nippon Korakuen Co., Ltd. (Betreiber des ehemaligen Kōrakuen -Stadions und heutigen Tokyo Domes) den Park. Im Zuge dessen folgte dann im Jahr 1992, verbunden mit einem großen Ausbau des Freizeitparkgeländes und Eröffnung der ersten Holzachterbahn Japans, die Umbenennung in Kijima Korakuen Yūenchi (engl. Amusement Park). 2007 folgte dann die Veräußerung des Resorts an Morgan Stanley, woraufhin dieser unter der Resortmarke Centleisure einige Jahre betrieben wurde. 2012 folgte dann im Rahmen einer Umstrukturierung die Gründung der Kijima Kogen Operations Co., Ltd. und damit einhergehend die Umbenennung in Kijima Kogen Park.

Parkrundgang

Betritt man den Park, so findet man sich gleich auf der wunderschönen Main Street des Parks wieder. Zur linken befindet sich dann der Indoor-Spielplatz Toy Kingdom und zur rechten der Souvenirshop des Parks, in dem man hauptsächlich das beliebteste Andenken der Japaner besorgen kann: Kekse aus der Region.

Super LS Coaster

Von besonderem Interesse ist jedoch die große Achterbahn direkt vor uns: Der Super LS Coaster (eigentlich L&S, für Loop & Screw) aus dem Hause Meisho. Wunderbar eingebettet in die Landschaft führt einem der Zug mit einem Affenzahn durch einen Looping und zwei Korkenzieher.

Doch ehe ich jetzt in der Einleitung zu viel über den Streckenverlauf verrate würde ich vorschlagen, dass wir die Treppe zur Station erklimmen und in den Zug steigen. Nachdem wir diese dann verlassen haben verbringen wir einige Zeit auf dem Lifthügel. Oben angekommen verlassen wir diesen auf einer Rampe mit minimaler Steigung und vollziehen einen kurzen Rechtsknick. Hoch oberhalb der Arkaden durchqueren wir das erste Tal und setzen zur großen Schussfahrt an. In einer weiten Rechtskurve nehmen wir immer mehr an Geschwindigkeit zu, woraufhin der Zug in einer Grube entschwindet. Weiterhin mit der selben Steigung rauschen wir nun durch eine kurze Gerade mit dem Blick nun stets auf das nächste Element gerichtet. Gnadenlos kraftvoll durchschreiten wir das anschließende Tal, ehe wir uns kopfüber im Looping wiederfinden. Auch dieser wird mit ordentlichen Druck durchfahren. Anschließend schießt der Zug eine, relativ zum vorherigen Streckenverlauf gesehene, steile Steigung eines Camelbacks empor. Dieser befördert uns dann mit leichter Airtime in die richtige Sitzposition für die nächste Inversionsfigur. In einer weiten Linkskurve entlang des Minigolf-Platzes nehmen wir dann langsam an Querneigung zu, ehe wir uns in der Ausgangsposition für die beiden Korkenzieher befinden. Zwei Kopfstände später zieht es uns in einer Linkskurve langsam in Richtung der Station. Dabei durchqueren wir den Looping und tauchen auf einer längeren Gerade ein letztes Mal zu Boden. Zwischen den beiden Korkenziehern zieht es uns dann auf das Stationsniveau herauf und kurz darauf in die Schlussbremse der Anlage.

Der Super LS Coaster hält was sein Name verspricht und überrascht einem umso mehr mit der hervorragenden Vermittlung seiner aufgebauten Geschwindigkeit. Hinzu kommen drei wunderschön zu fahrende Überkopfelemente und die allgemein sehr guten Fahreigenschaften der Anlage, welche schlussendlich zum Dauerfahren einladen.

Jupiter

Doch ehe wir uns dieser Tätigkeit widmen zieht es uns nun erstmal auf Erkundungstour auf die unteren Ebenen des Kijima Kogen Park. Vorbei an einer schön angelegten Kinderfahrschule und dem benachbarten Fußbad (also einem der typisch japanischen Onsen, nur halt für Füße) zieht es uns zur Holzachterbahn Jupiter. Bereits am Eingang wurde uns klipp und klar gemacht, dass die Anlage heute nicht fahren würde – den Grund dafür kannten wir jedoch noch nicht. Tatsächlich haben wir gedacht, dass die frisch sanierten Züge dafür ausschlaggebend waren und nicht der Tod eines Mitarbeiters (bei Routinearbeiten) nur wenige Tage zuvor. Natürlich sollte ein solcher Unfall nicht passieren und der Ausgang ist demensprechend tragisch – es ist also überaus verständlich, dass die Anlage bis zur erneuten Freigabe nicht in Betrieb war. Vor Ort hieß es natürlich über den Verlust einer Fahrt hinwegzusehen – schwierig nur, wenn eine Person unbedingt alle Holzachterbahnen des Landes fahren wollte. Generell lässt sich jedoch eines über Jupiter sagen: Die Anlage sieht (wenn man sie denn überhaupt sieht) schon äußerst lecker aus; das erste Gefälle wirkt absolut wild und generell scheint die Strecke mit ihren 1600m überaus rasant zu sein.

Mars

Ich werde sicherlich irgendwann wieder vor ihr stehen und sollte sie dann laufen auch einsteigen. In der Zwischenzeit jedoch zieht es uns in das, eigentlich aufpreispflichtige, Labyrinth Mars. Auf zwei Missionen – eine eher sportlich, die andere für Denker – geht es über mehrere Ebenen, gespickt mit diversen Aufgaben durch den Holzbau. Dabei gilt es jeweils drei Stempel für das Stempelheft zu finden und sollte man beide Missionen bestanden haben, bekommt man sogar einen goldenen Aufkleber. Tatsächlich ein Spaß für die ganze Familie, den man so gerne auch mal hierzulande einführen dürfte.

Poseidon 30

Gleiches gilt auch für die überdachte Wasserfahrt Poseidon 30 – wobei das Dach der Boote nur als Option für die wasserscheuen Parkgäste geboten werden sollte. Erbaut durch den Hersteller Hopkins zeichnet sich der Spillwater vor allem durch seine beeindruckende Welle, bei gleichzeitigem nicht vorhandenen Nässegrad der Passagiere und Zuschauer aus. Für eine Wasserfahrt kling das jetzt nicht unbedingt beeindruckend, doch wen mache ich etwas vor: Es geht um Bötchen. Dem Bötchen, welches damals ein unfreiwilliges Abbruchkriterium des onride-Veteranen Stilbruch auf seiner Japanreise erfüllte.

Dabei ist es ganz einfach: Fuß auf die Rolle im Bodenraum und beim Auftauchen brav pushen; dann passiert nichts. Uns wurde es schließlich auch sehr geduldig beigebracht und nachdem wir es überlebt haben sind wir im Laufe des Tages immer wieder gerne eingestiegen. Wäre jedoch etwas passiert, so wäre es der denkbar ungünstigste Tourverlauf gewesen. Doch wie es bereits bei Hopkins dachlosen Bötchen im englischen Thorpe Park heißt: „What is the worst that could happen?“.
Gut, es ist Werbung für Dr. Pepper, aber dennoch – nur so beginnt man eine Japantour.

Ice World

Überlebt, jedoch bei bestem Willen kaum bis gar nicht erfrischt, zog es uns nun in eine ganz besondere Attraktion: Dem nett gestalteten Kühlhaus Ice World. Mit einer Temperaturdifferenz von über 60°C geht es dabei in sehr kleinen Schritten durch die auf -30°C heruntergekühlte Kältekammer und an allerlei schön gestalteten Szenenbildern vorbei.

Sky Pallet

Überaus erfrischt zeigte sich am nahen Riesenrad die nächste Besonderheit des Kijima Kogen Park, denn neben den normalen Sitzgondeln kann man im Sky Pallet auch quer zur Fahrtrichtung in einer Art Open-Air-Gondel die Fahrt erleben. Gesichert durch einen Schulterbügel intensiviert sich das Fahrterlebnis quasi automatisch, das Blickfeld jedoch wird auf nur eine Seite eingeschränkt. Schade also, dass es solche Gondeln nur viel zu selten gibt.

Newton

Etwas öfters, so auch in Japan, gibt es hingegen Freifalltürme. Das hiesige Exemplar nennt sich Newton und lässt einem wie der Apfel vom Baum aus luftiger Höhe gen Boden fallen. Interessant dabei ist das Sicherheitsverständnis der Japaner, die zwar überall zusätzliche Polsterungen anbringen, es bei Freifalltürmen jedoch lassen; auch die aus Europa bekannten Gurte zur Sicherung des Bügels fehlen einfach. Daraus ergibt sich dann ein noch einmal etwas intensiviertes Gesamterlebnis, welches nur durch die äußerst kreative Gondelgestaltung getoppt werden kann.

Eine ähnlich kreative Gestaltung weißt der nahe Aussichtsturm, in der Art einer Flying Island, im Storchendesign auf. Von hier oben hat man eine wunderbare Sicht das Hochplateau mit all seinen Fahrgeschäften, die wir uns nun etwas genauer anschauen werden.

Dragon

Durch ein kleines Kinderland, inklusive der Drachen-Achterbahn Dragon des Herstellers Zamperla (ein Kleinstoval mit mittiger Abwärtshelix) und vorbei an dem großen Planschbecken, welches im Winter als Schlittschuhbahn genutzt wird, zog es uns auf die obere Ebene. Hier befinden sich allerlei Rundfahrgeschäftsklassiker, wie eine Teetassenbahn, ein Pferdekarussell und ein Wellenflieger, aber auch Anlagen wie eine Seesturmbahn, ein Fliegender Teppich und eine große Schiffschaukel.

360° 3D-Kino

Von besonderem Interesse war dabei das 360° 3D-Kino, in dem zum Nachmittag hin ein typisch japanisch inszenierter Horrorfilm gezeigt wurde. Untermalt von allerlei Effekten funktionierte der Film überaus gut und auch der 3D-Effekt war spitze – wodurch es uns im weiteren Verlauf der Tour immer wieder in diese Art von Kino gezogen hat.

Flash Battle K und Shooting Pirates

Gleiches gilt auch für interaktive Spiele, wie z.B. das Flash Battle K, in dem man wie wild auf Taster – welche überall im Raum verteilt sind – hauen musste um dabei möglichst viele Punkte zu erzielen. Mit der gleichen Prämisse, aber als klassische interaktive Themenfahrt konzipiert, zeigt sich Shooting Pirates den Parkgästen. Ähnlich dem Darkride Capitán Balas des spanischen Freizeitparks Isla Magica geht es in kleinen Rundchaisen durch eine aufwendig gestaltete Piratenthematisierung. Dabei kann sich die Fahrt überaus sehen lassen, jedoch ist sie auch unfassbar kurz und dementsprechend schnell zu Ende.

Roller Skate Coaster

Direkt nebenan befinden sich das aufpreispflichtige Laser-Labyrinth, sowie die Kinderachterbahn Roller Skate Coaster im klassischen Roller Skater Layout des Herstellers Vekoma. Dementsprechend bietet die Fahrt einige rasante Kurven und Helices, perfekt auf die jungen Parkgäste zugeschnitten, die auch gerne immer wieder eingestiegen sind.

Moon Parade

Auf dem ersten Blick ähnlich vertraut wirkt die Monorail Moon Parade, zumindest solange bis man dann eingestiegen ist. Denn statt mit Strom, fährt man hier mit Verbrennungsmotor die Strecke entlang und das schönste dabei ist, wir dürfen auch noch steuern. Zwar können wir hier nur die Geschwindigkeit regulieren, doch für alles andere gibt es ja direkt unter der Anlage die ellenlange Go-Kart-Bahn.

Gold Rush

Kommen wir nun zur letzten Attraktion des Kijima Kogen Park und meiner 450. Achterbahn: Gold Rush. Eingebettet in einem künstlichen Felsmassiv beherbergt sich eine, zumindest im vorderen Teil des Zuges unfassbar brachiale und wilde Achterbahnfahrt. Nach der Liftauffahrt kurvt man nun Ebene für Ebene durch das Layout, dabei beginnen wir mit einer engen Linkskurve, die sogleich in den ersten, sehr flachen Drop übergeht. Interessanter Weise ist die Auffahrt dann wiederum deutlich steiler und die Kuppe sehr eng bemessen, weswegen man sogleich in Kontakt mit dem Bügel gerät und dabei durchaus vorhandene Airtime erlebt. Nach einem Linksknick wiederholt sich das Spiel im kleinen Rahmen erneut. Nach einer weiten Rechtskurve schließt sich ein kurzer Dip an, nach welchen wir dann auf einer Schussfahrt deutlich an Schwung gewinnen. Während dieser tauchen wir in das Felsmassiv hinein, stets mit dem Blick auf das kommende Übel gerichtet. Als hätten wir es nicht anders verdient brettern wir über eine kleine Auffahrt, deren Kuppe wieder einmal äußerst eng bemessen ist und dann auch noch in eine Kurve überleitet. Absolut überrascht von dem gewaltigen Wechselspiel aller Kräfte, verlassen wir unter lautem Lachen die Höhle und widmen uns den restlichen Streckenverlauf. Über einen kraftlosen Camelback erreichen wir eine weitere Wendekurve, auf das wir nun parallel zur Station weitergeleitet werden. In einer Linkskurve unterqueren wir den eben getätigten Hügel und durchqueren mit stetiger Querneigung nun eine kurze Gerade, sowie die letzten Kurven in Richtung der Station.

Viel habe ich nicht von der Goldrausch-Achterbahn erwartet, doch sie ist wahrhaft ein Rausch der Sinne. Zwar eher von Rost als mit Goldstaub bespickt überzeugt die Anlage durch ihre aalglatten Fahreigenschaften und ihre, zumindest im vorderen Teil des Zuges, absolut grandiosen Übergängen. Im Gesamten gesehen ist die Achterbahn Gold Rush demzufolge eine astreine Familienachterbahn, welche hervorragend in diesen Freizeitpark passt.

Bilder Kijima Kogen Park

Fazit Kijima Kogen Park

Der Kijima Kogen Park war ein sehr besonderer Freizeitpark für mich, denn er war nicht nur der erste, den ich in Japan besuchen durfte, sondern auch mein 100ster besuchter Freizeitpark. Umso schöner ist es, dass mir der Park wirklich verdammt gut gefallen hat. Die Atmosphäre des Parks erinnert in großen Teilen an den dänischen Freizeitpark Tivoli Gardens, was auch an seinen absolut toll angelegten Gärten liegt. Die Fahrgeschäfte wissen allesamt gut zu unterhalten, weswegen ich gerne wiederkommen möchte und das definitiv nicht, weil mir eine Fahrt auf der Holzachterbahn fehlt; sondern eher, weil ich die Gegend rund um Beppu gerne genauer erkunden möchte. Die heißen Quellen haben es mir nämlich absolut angetan.

 


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Blackpool Pleasure Beach (2016)

Vorwort

Da meine Cousine Flugangst hat, nutzte ich die Chance, sie nach England zu begleiten, wo sie ihren Urlaub in einer Gastfamilie verbringen würde. Ich mietete ein Auto in Birmingham und bereute es leider sofort, über Europcar und nicht über eine andere Autovermietung gebucht zu haben. Mein Freund Daniel kam an diesem Tag früher nach Birmingham und hat derweil seine Zeit im wunderschönen Drayton Manor Theme Park verbracht. Als ich dann irgendwann den Schlüssel zum Auto hatte, konnte ich ihn nach Parkschließung vom Hotelparkplatz abholen und gemeinsam fuhren wir in das Seebad Blackpool in Lancashire, um ein tolles Wochenende in der Stadt zu verbringen, sowie einen Besuch in einem meiner absoluten Lieblingsfreizeitparks Blackpool Pleasure Beach zu tätigen.

Blackpool Pleasure Beach

Bei meinem letzten Beitrag klang es vielleicht nicht so, als ob ich den Park so genießen würde, aber mit der Zeit ist er mir wirklich ans Herz gewachsen. Es ist ein sehr gut gealterter Freizeitpark, in den viel Mühe gesteckt wird, um ihn so gut wie möglich am Laufen zu halten, während andere Parks im Vereinigten Königreich derzeit einen großen Schritt zurück machen und an Bedeutung verlieren. Ja, ich meine dich Alton Towers!

Es war mein erster Besuch im Park an einem vollen Tag während der Illuminations in Blackpool. Obwohl es im Grunde überall Warteschlangen gab, mussten wir nie lange warten. Ich konnte sogar endlich die verbleibende Spur der Steeplechase Achterbahn fahren – ich brauchte lediglich drei Besuche im Park, um das zu schaffen.

Sky Force

Außerdem habe ich die Sky Force Attraktion von Gerstlauer ausprobiert. Obwohl sie eine der neueren Sky Fly Anlagen ist, bot sie auf jeden Fall eine Fahrt wie auf einer der alten Installationen; sprich sie war kaum gebremst, was zu insgesamt 96 Überschlägen führte – und ich liebte es! Es war ein brillanter Start in einen wunderbaren Tag im Pleasure Beach.

Bilder Blackpool Pleasure Beach

 


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Pulsierender Wasserspaß in Walibi Belgium

Vorwort

Es ist schon selten, dass ein Konzept, bei dem man sich stets fragt wie es eigentlich möglich sein soll, in die Tat umgesetzt wird. Noch viel seltener ist es, wenn dieses ausgerechnet ein Park macht, der damit schon durchaus negative Erfahrungen gesammelt hat. Gut die Doppelmayr Seilbahn-Achterbahn Vertigo, die vor 9 Jahren Walibi Belgium verunstaltet hatte, soll sich an den wenigen geöffneten Tagen im Mai des Jahres 2008 durchaus gut gefahren haben; ein Desaster auf beiden Seiten war dies dennoch. Dieses Mal kommt der Vorstoß jedoch von der traditionsreichen Achterbahnschmiede Mack Rides, weswegen die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Debakels mit Pulsar doch eher gering war. Bei einer Anlage vom Typ Power Splash handelt es sich grob beschrieben um einen Shuttle Coaster, also einer Achterbahn ohne geschlossenen Rundkurs, mit Wasserung gegen Ende der Fahrt. Was soll da bloß schiefgehen, zumal man sich ja in Walibi Belgium überaus gut mit Shuttle Achterbahnen auskennt? Richtig, nichts!

Pulsar

Thematisch stellt Pulsar eine Maschine (in Form eines schlagenden Herzens) dar, deren zerstörerische Energie über eine Achterbahn in regelmäßigen Abständen abgeleitet wird. Das schöne dabei ist, dass die Besucher die fehlende Komponente sind um eben jenes zu ermöglichen. Dabei bewegt man sich immer noch im selben Universum, welches zur Umstrukturierung des Parks 2011 erzeugt wurde; also kein „F*ck Slow, #Hard Gaan“, wie im niederländischen Schwesterpark. Generell ist das Publikum im Park mittlerweile sehr angenehm; es kann aber auch sein, dass ungewünschte Besuchermassen (ich erinnere mich an Zeiten, wo das Kassenpersonal regelmäßig als „fils de pute“ beleidigt wurde) durch die zusätzlichen Sicherheitsmaßnamen partout in Belgien ausbleiben; aber ich schweife ab.

Einmal durch die Warteschlange im oberen Stockwerk gelaufen (oder als Singlerider direkt ans Drehkreuz gegangen) wird man auch schon in eine der Reihen eingeteilt. Sein Gepäck verstaut man kapazitätstechnisch äußerst effizient in die Regale zur rechten Seite der Station und wartet fortan auf das nächste eintreffende Boot. Das Boarding erfolgt dank automatisch schließender Bügel äußerst schnell, so dass nur wenige Augenblicke vergehen ehe das 20 Personen fassende Boot, untermalt von den Herzschlägen der Maschine, über eine Drehplattform auf die eigentliche Strecke gebracht wird.

Hier angekommen wird dieses sogleich rückwärts über einen Hügel beschleunigt, die anfängliche Skepsis über die doch (noch) recht seichte Beschleunigung verfliegt sehr schnell beim ersten leichten Abheben über der Kuppe. Nun passiert man das noch ungeflutete Wasserbassin und erklimmt den (von der Station aus gesehenen) hinteren vertikalen Streckenabschnitt in etwa zur Hälfte seiner Höhe. Mit in etwa der selben Geschwindigkeit führt die Rückführung zur Station, wobei man nun auf dem Hügel merklich beschleunigt wird und ein zweites Mal ordentlich aus dem Sitz abhebt. Daraufhin wird der vordere vertikale Streckenabschnitt komplett erklommen. Mit merklich ausgeprägter Geschwindigkeit geht es zum dritten Mal über den Hügel, wodurch man wieder in den Bügel befördert wird. Nun erklimmt man den hinteren Streckenabschnitt bis zur hinteren (leicht abgeflachten) Spitze, während dessen wird das Wasserniveau im Bassin um 30 cm angehoben. In der Zwischenzeit rückt die anstehende Wasserung auch wieder in das Gedächtnis der Mitfahrer, wodurch die bislang angehäufte Fahrtfreude auf einmal in eine respektvolle Panik übergeht. Mit 100 km/h taucht das Boot nun in das Becken ein, was zu einer optisch sehr eindrucksvollen Welle führt. Diese belohnt die vorderen Sitzreihen jedoch nur mit etwas Sprühnebel, während sie den hinteren Teil des Bootes durchaus durchnässen kann. Kurz darauf passiert man zum letzten Mal den Hügel und wird dabei auf Schritttempo abgebremst, woraufhin man im Tal stehenbleibt. Die Drehplattform dreht sich wieder auf die Ausgangssituation zurück und der Bügel öffnet sich.

Pulsar ist eine rundum gelungene Attraktion, bei der man immer wieder gerne erneut einsteigt. Die Fahrt ist einfach nur grandios und kann gerade durch ihre ungewöhnlichen Beschleunigungsphasen über den Hügel absolut punkten. Die Wasserung fällt dabei optisch eindrucksvoller aus, als sie es dann während der Fahrt ist; jedoch beängstigend ist sie definitiv allemal, vor allem wenn es ein selber nach der ersten trockenen Fahrt doch noch ordentlich erwischt. Hoffentlich folgen noch weitere Exemplare dieser wahrlich verschärften Wasserfahrt.

Bilder

Schlusswort

Durch die Lage innerhalb Walibi Belgium ist nun auch der Rundlauf etwas optimiert, so dass man auf schnellsten Wege zwischen den Hauptattraktionen Flashback, Psyké Underground, Pulsar und Loup Garou pendeln kann. Interessanter Weise ist somit aber auch etwas die Wahrscheinlichkeit genommen sich irgendwann über den Weg zu laufen, was gerade bei dem vorhandenen Andrang während des Besuchstages eigentlich früher hätte passieren können, so erhielt ich erst relativ spät einen Anruf von meinen Freund David, der mich in der Single Rider Line (von Seiten der normalen Warteschlange) erkannte. Auf Zurufen nach der Fahrt erkannte ich ihn und saß kurz darauf mit ihm im selben Boot. Dieses hatte jedoch zur Folge, dass die Pläne noch nach Plopsa Coo (was zu dem Zeitpunkt eh kaum noch möglich gewesen war) oder zumindest nach Plopsa Indoor Hasselt zu fahren direkt verworfen wurden. Die Zeiten Walibi Belgium frühzeitig zu verlassen sind wohl um, danke Pulsar!

 

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