Unter Shock im bunten Regenbogenland

Rainbow Magicland

Das Rainbow Magicland ist mal wieder einer jener am Reizbrett entworfenen Freizeitparks, bei denen die eingangs erwarteten Besucherzahlen nicht mit der Realität zu koppeln sind und auch in Zukunft wohl nie zusammenfinden werden. Dabei dürfte die Betreibergesellschaft Alfa Park bereits im zwei Jahre zuvor eröffneten Miragica ähnliche Erfahrungen gemacht haben, so dass wohl noch einige Projekte von der Realisierung bewahrt wurden. Im Jahr 2011 eröffnete dann der, auf Kinderserien des italienischen Animationsstudios Rainbow basierende, Freizeitpark und was aus den Weiten des Internets noch sehr vielversprechend aussah entpuppte sich bereits durch Besucherberichte im zweiten Betriebsjahr des Parks als nicht haltbar.

Ich mache ungern einen Hehl daraus, dass das Rainbow Magicland seinem schlechten Ruf gerecht wird; immerhin haben wir nichts Anderes erwartet. Bereits bei der Einfahrt auf den Parkplatz wird das zuvor, durch diverse Besucherberichte, gefestigte Bild bestätigt, denn ein Großteil dessen wurde in der Zwischenzeit von der Natur eingenommen. Dies macht aber nichts, denn Besucher darf man hier eh nicht erwarten, so dass es ohne Zögern in den Park ging um dort die verspielte, mittlerweile stark heruntergekommene, Dekoration auf sich wirken zu lassen. Während man bei der Cinecittà World von Anfang an auf Qualität setze und der Park so wirkt, als wäre er gestern erst eröffnet worden, so wirkt das Rainbow Magicland wie ein 1970 eröffneter Märchenpark hierzulande; nur mit dem einen, aber sehr fundamentalen Unterschied, dass in einem alten Märchenpark oftmals sehr viel Liebe zum Detail steckt.

Shock

Was im Park jedoch kaum fehlt ist ein umfangreiches Angebot an Fahrgeschäften und so steuerten wir gleich die, von der Maurer AG erbauten, Abschussachterbahn Shock an. Mit ihrem Stützenwald sondergleichen und der überaus präsenten Lage direkt am zentralen See des Rainbow Magicland ist die Anlage ein außerordentlicher Blickfang, welcher in Verbindung mit der überaus stark präsenten Wassershow ein harmonisches Ensemble bildet.

Die Fahrt beginnt mit einem kurzen Dip hinaus aus der Station. Hieran fügen sich nun in leichter Schlangenlinienbewegung mehrere Auf- und Abfahrten an, die zwischenzeitlich alle von einer kurzen Blockbremsensektion unterbrochen werden und wohl den Darkridepart der Fahrt simulieren. Nachdem man diese unharmonisch verlaufende Kurve hinter sich gebracht hat, stürzt sich der Wagen auch sogleich ein weiteres Gefälle hinab und wird in der anschließenden Abschussstrecke durchaus stark beschleunigt. Mit Karacho überfährt man nun einen Hügel, in dem man recht ordentlich abhebt, ehe es zum ersten Mal aus luftiger Höhe dem Boden entgegengeht. Überaus druckvoll und mit einem Affenzahn durchquert man das nun folgende Tal. Hierauf schließt sich mit dem Non-inverted Loop das Hauptelement der Fahrt an, bei dem man einen Looping, jedoch ohne einen Kopfstand, emporschießt. Auf der Kuppe erfährt man erneut einen Airtimemoment allererster Sahne, just bevor der Wagen sich erneut nach Links neigt und sich dabei in die Tiefe stürzt. Am nun tiefsten Punkt der Anlage erlebt man erneut ein vorbildliches Kräftespiel, welches alsbald von einer brillanten Steilkurve getoppt wird. Nach einer kurvenreichen Auffahrt erreicht man dann eine Blockbremse und verliert einiges Energie, so dass die nächste kurvige Schussfahrt recht gemütlich befahren wird. In leichter Bayernkurvenmanier wird ein langgezogener Korkenzieher eingeleitet, bei dem man ein wenig in dem Bügel hängen darf ehe die finale Bremsstrecke erreicht wird.

Shock überrascht! Gerade in Vergleich mit den anderen X-Car Coastern überzeugt die Anlage auf ganzer Linie. Hier zieht sich der Bügel im Verlauf der Fahrt nicht unangenehm an den Körper und erlaubt ausnahmsweise eine sehr freie Fahrt ohne den Drang zu haben die Anlage auf dem schnellsten Weg wieder verlassen zu wollen. Auch sind die Kurvenradien sehr weit ausgelegt, so dass der wuchtige Wagen kaum den Drang verspürt über die Strecke holpern zu müssen. Die starken Kräfte und ausgeprägte Airtime machen die Fahrt zu der besten Achterbahn des Rainbow Magicland und einer der besseren des Landes.

Isola Volante

In unmittelbarer Nähe befördert das Vekoma Sky Shuttle Isola Volante seine Fahrgäste gen Himmel, wobei die Sicht auf Park, Parkplatz und das nahe gelegene Designeroutlet Valmontone nur wenig spannend ist; dafür ist die Technik an sich, vor allem durch die einfachere Umsetzung zum Konkurrenzprodukt, erlebenswert.

Planeta Winx

Die berühmteste Kinderserie von Rainbow ist wohl mit Abstand der Winx Club, welche vor allem auf kleine Mädchen zugeschnitten wurde und auch hier zu Lande sogar einem eigenen Magazin in den Zeitschriftenregalen vertreten ist. Obwohl mit dem Castello du Alfea ein großer Gebäudekomplex mit 4D Kino der Serie gewidmet wurde, befindet sich auf halber Strecke zu dem künstlichen Schloss die Themenfahrt Planeta Winx, in welchen man, ähnlich dem Disneylandklassiker Peter Pan, durch die Szenerien der Serie fliegt. Die Fahrt selbst ist durchaus nett gestaltet und ab und an stößt man auch auf die Hauptakteure der Serie, welche stets die zugehörigen Szenen aus ihrem Element einleiten.

Bombo

Direkt gegenüber befindet sich der Rollerskater Bombo, zugehörig zur Serie Monster Allergy, einer Koproduktion mit dem ZDF, welche auf dem Kinderkanal läuft und keinen besonderen Zeichenstil vorweisen kann; dementsprechend passt das Standardmodell aus dem Hause Vekoma ganz gut. Nach einer kurzen Kurve und dem anschließenden Lifthügel absolviert man hier sogleich eine Steilkurve mit anschließender Aufwärtshelix nach Links, absolviert ein kurzes Tal und durchfährt dann eine weite Rechtskurve in der Nähe der Station. Über einen Hügel überquert man den eben gestrittenen Streckenverlauf, woraufhin man in einer weiteren Helix etwas an Höhe abnimmt. Eine Linkskurve schließt sich an, worauf alsbald auch die Bremsstrecke wartet. Nach einer Runde ist die Fahrt auch schon zu Ende, wobei die Fahreigenschaften, trotz des modernen Zuges, nicht die besten sind.

Maison Houdini

Folgt man dem Rundgang trifft man nach einigen Metern auf das Maison Houdini, einer modernen Hexenschaukel aus dem Hause Vekoma, welches, warum auch immer, unterirdisch errichtet wurde. Das augenscheinliche Hauptgebäude beinhaltet somit nur die Preshows der Anlage und den Fahrstuhl, welcher die Fahrgäste nach unten befördert. Einige Meter weiter befindet sich ein zweites Gebäude im ähnlichen Stil, welches den Aufzug beinhaltet, welcher die Fahrgäste wieder nach oben befördert. Dazwischen befindet sich ein Platz mit Dachluken und Lüftungsschächte, worunter sich das eigentliche Fahrgeschäft befindet. Da die Anlage erst recht spät öffnete konnten wir das Mad House leider nicht testen; die Idee der unterirdischen Attraktion an sich ist toll, aber die Umsetzung ist platzraubend und wohl auch recht kostenintensiv, der gewonnene Platz entzieht sich zudem auch jeglicher Logik und Ästhetik.

Hieran schließt sich das Kinderland des Rainbow Magicland an, welches zur zweiten Art der modernen Kinderparadiese in Freizeitparks zählt, denn im Vergleich zu den nett gestalteten Bereichen im Gardaland oder Port Aventura steht hier alles recht nackt auf einer Betonplatte. Dabei wurde sowohl auf eine ansprechende Gesamtgestaltung, wie auch auf jegliche Vegetation verzichtet. Blöderweise sollte der hiesige Big Apple Amerigo erst zum späten Nachmittag öffnen, so dass wir auf eine Fahrt leider verzichten mussten um nicht den restlichen Tagesablauf über den Haufen werfen zu müssen. Warum diese einfache Kinderachterbahn jedoch als einzige Anlage im Park erst so spät öffnet entschließt sich mir nicht wirklich.

Mystika

Vorbei an der Battaglia Navale, dem nett gestalteten Splash Battle von Preston & Barbieri ging es zum Freifallturm Mystika aus dem Hause SBF Visa. Dieser italienische Hersteller ist bekannt für seine Kleinkinderachterbahnen und sehr viel Grütze, die meist von Parkmanagern ohne jegliche Erfahrung, als bestes Beispiel sei der derzeit entstehende Ankapark bei der türkischen Hauptstadt Ankara genannt, geordert werden. Auch im Rainbow Magicland wollte man wohl einen großen Freifallturm bieten, welcher aber wohl im selben Moment nichts kosten durfte, andererseits ist der Turm mit einer Gesamthöhe von 70m, wovon mindestens 50m bereits als Bremsstrecke dienen, nicht zu erklären. Der Fall selbst ist schlichtweg in die unterste Schublade einzuordnen, hinzu kommt ein sehr unangenehmes Bügelsystem.

Cagliostro

Mit dem richtigen Sitzplatz hat man immerhin noch Einsicht auf die beiden benachbarten Achterbahnen, wobei der Eingang zum Spinning Coaster Cagliostro näherliegt. Zugegebenermaßen sieht man von der Drehgondelachterbahn, außerhalb der abstrakt gestalteten Halle, nicht viel und auch im Inneren setzt man eigentlich nur auf Dunkelheit, wobei alle Bemühungen diesbezüglich durch die außenliegende Wende zu Nichte gemacht wurden.

Nach dem Lifthügel und dem bereits erwähnten Abstecher hinaus ans Tageslicht geht es, nach einer sanft absteigenden Gerade, eine Steilkurve dem Hallenboden entgegen. Hierauf schießt der Wagen einen Immelmann-Turn empor, worauf das anschließende Tal und der anfügende Aufstieg zur Blockbremse in einer wundervoll schwungvollen S-Kurve getätigt wird; doch nach dem eben absolvierten Blockbereich passiert nicht mehr viel. Über weite Kurven durchquert man nun einmal die komplette Halle und nähert sich dann immer weiter dem Boden. In reinster Zickzackmanier wird eine Gerade abgespielt, woraufhin man sich erneut am vorderen Hallenende befindet. Nach einer weiteren kurzen Kurve erreicht man den zweiten und größeren Lifthügel der Anlage, welcher einen wieder auf das Stationsniveau befördert.

Cagliostro ist zumindest im ersten Teil der Fahrt ein netter Spinning Coaster, doch dann verliert er an jeglicher Inspiration und gurkt wie kaum eine andere Anlage dieses Typs seinem Fahrtende entgegen. Wahrscheinlich war hier mal eine aufwendige Gestaltung mit größeren Szenenbildern gedacht, denn Platz ist in der Halle noch zu Genüge vorhanden, doch ohne all dem ist die Fahrt mit diesem Layout recht sinnbefreit und minder spannend.

Huntik 5D

Direkt neben dem Gran Teatro, wo das Musical Romeo & Julia von Gérard Presgurvic in einer 35-minütigen Vorstellung gezeigt wird, befindet sich die Themenfahrt Huntik 5D, welche auf der gleichnamigen Serie basiert. Als Seeker schließen wir uns also dem Team um Dante, Lok, Sophie und Zhalia an um gegen die Organisation zu kämpfen. Dazu schießen wir uns mit Pistolen durch aufwendig gestaltete Szenenbilder mit gelungenen Animatroniks und gut eingebettete Leinwände durch Horden von Titanen. Verwirrend ist dabei jedoch, dass auch unser Team Titanen einsetzt und diese am Ende auf den Leinwänden auftauchen. Wenn man diese Serie nicht kennt ist dies leider etwas unnötig, da es den ansonsten perfekten Eindruck etwas trübt. Der Serienbezug ist überaus gelungen, aber man muss die Serie nicht kennen um Spaß am diesem großartigen Shooting Darkride aus dem Hause Alterface zu haben. Huntik ist definitiv die beste Anlage des Rainbow Magicland und eine der besten Dark Rides dieser Art in Europa.

Yucatan und Le Rapide

Zumindest von der äußeren Fassade gleichgestellt zeigt sich der Spillwater Yucatan seinen Fahrgästen. Mit seinen beiden Schussfahrten gehört die Wasserbahn zu einer der recht trockenen Anlagen dieser Art in Europa, dafür bekommt man aber gerade während der zweiten Kehre durchaus etwas für seine Augen geboten. Wer hingegen aber nass werden möchte, der ist beim benachbarten Rapid River Le Rapide bestens aufgehoben. Auch hier kann sich die Gestaltung durchaus sehen lassen, weswegen man die Anlage zu den besseren ihrer Art in Europa zählen kann.

L’Olandese Volante

Die letzte verbleibende Achterbahn ist der L’Olandese Volante, also der Fliegende Holländer; passender Weise von den niederländischen Achterbahnspezialisten Vekoma erbaut. Das Geisterschiff fliegt dabei merklich und nun sogar mit VR-Brillen über die Strecke des Standartmodells nach dem Prototypen Calamity Mine des belgischen Freizeitparks Walibi Belgium.

Dabei beginnt die Fahrt mit einer Rechtkurve und dem anschließenden Lifthügel, welcher einen, wie auch im Gardaland, leider sehr geradlinig hinaufbefördert; von den akzentuierten Querneigungen des Originals bleibt auch in dieser Version nichts übrig. Oben angekommen wirft sich der Zug sogleich in eine Linkshelix und abwechselnd in drei 180° Kurven ehe die erste Zwischenbremse und sogleich der zweite Lifthügel erreicht wird. Auch diesen passiert man ebenso belanglos wie den ersten. An der höchsten Stelle der Strecke angekommen überquert man einen kurzen Hügel und nähert sich sogleich dem Boden in einer weiten Rechtshelix wieder an. In einer Linkshelix baut man wieder an Höhenmeter auf, bevor man diese in einer weiteren Abwärtshelix wieder abbaut. Nach einer weiteren Linkskurve wird auch sogleich die Bremsstrecke und kurz darauf die Station wieder erreicht.

Wenn es dem Rainbow Magicland und Vekoma bei dieser Anlage darum ging die Quadratur des Kreises zu finden, es ist ihnen gelungen. Anders ist diese, selbst für den Hersteller unübliche, Holperigkeit, die der Zug über die gesamte Strecke an seine Fahrgäste wiedergibt, einfach nicht zu erklären. Gut, auch Mammut im Gardaland fuhr sich nicht wirklich rein, aber L’Olandese Volante toppt in dieser Hinsicht einfach alles. Ich bin selten eine so unangenehme Achterbahn gefahren, weshalb ich hier von einer Fahrt tatsächlich mal abraten muss.

Bilder Rainbow Magicland

Fazit Rainbow Magicland

Das Rainbow Magicland blendet, wie kein anderer Park, durch seine opulenten, jedoch bereits recht zerfallenden, Fassaden, kann aber auch durchaus einige Lichtblicke vorweisen. Neben der Themenfahrt Huntik 5D und der Achterbahn Shock mangelt es dem Rainbow Magicland etwas an Höhepunkten, die einen zu mehreren Fahrten ermutigen, zudem möchte man bei manchen Attraktionen wirklich nicht erneut einsteigen. Mit dem überaus hässlichen Kinderland und dem darin befindlichen, aber bis zum späten Nachmittag, geschlossenen Big Apple bot der Park zudem ein Lowlight par Excellence; es ist also kein Wunder, dass der Park so ist, wie er ist.


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Übernachtung im Hotel Antonella

Im Laufe der Tourplanung war es eigentlich gedacht eine Pauschale über der Seite des Rainbow Magiclands zu buchen, da diese jedoch nicht international aufgestellt war und somit eine Buchung nur für italienische Staatsbürger möglich machte buchten wir dann eine Hotel- und Parkpauschale über den Freizeitpark Zoomarine. Die Anfahrt zum Hotel Antonella im nahe-gelegenen Pomezia stellte sich dann dank gesperrter Straßen etwas schwieriger heraus, hingegen war der Aufenthalt im 4* Superior Hotel eine willkommene Überraschung. Zudem gönnten wir uns hier das beste Abendessen der Tour und so bekamen wir für etwas mehr als 20€ ein hochwertiges 3-Gänge Menü mit Pasta, Steak und witzigen Sorbet- und Eiskreationen.

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Das Vermächtnis der Dinocittà

Die Geschichte der Cinecittà World

Die Historie des Filmstandorts Rom reicht bis ins Jahr 1937 zurück, als hier die Filmstadt Cinecittà gegründet wurde. Ausgestattet mit den damals modernsten Ateliers Europas, einem Backlot und einer Kopieranstalt, wurden bis zum Jahr 1943 gut 300 Filme produziert. Bombardiert von den Alliierten und von den Nazis geplündert wurde die Filmproduktion nach Venedig verlegt. Nach Kriegsende diente die Filmstadt zwei Jahre lang als DP-Lager, ehe die Filmproduktionsstätte zu ihrem eigentlichen Nutzen zurückfand. In den 50er Jahren erlebten die Cinecittà Studios ein goldenes Zeitalter, wohl auch durch die Filmförderung des italienischen Staates, und diente als Filmstätte bedeutsamer Hollywoodfilme wie z.B. Ben-Hur.

Auf Grund stetig steigender Nachfrage und begrenzter Studiokapazitäten gründete der Produzent Dino de Laurentiis, mit der Dinocittà, das damals größte Filmstudio der Welt, ebenfalls im Süden der italienischen Hauptstadt. Hier entstanden vor allem historisch-monumentalische Filme wie Barabbas (Italien 1961, Richard Fleischer), Waterloo (Italien/UdSSR 1969, Sergej Bondartschuk) und John Hustons Mammutwerk La Bibbia (Italien 1966). Auf Grund der Anfang der 70er Jahre zurückgefahrenen Subventionen konnte sich das Filmstudio jedoch nicht lange halten und so wurde im Jahr 1973 das Gelände an den italienischen Staat verkauft. Dino de Laurentiis produzierte fortan in den Vereinigten Staaten und die Dinocittà blieben ungenutzt; obgleich nicht vergessen. Pläne Anfang der 2000er Jahre die Studios unter dem Namen Roma Studios zu führen wurden rasch verworfen und die Cinecittà Holding übernahm das Gelände.

Ursprünglich für das Jahr 2012 geplant eröffnete der Filmpark Cinecittà World im Sommer 2014 zum ersten Mal seine Pforten. Unbezahlte Rechnungen und mangelnde Besucher, trotz der erstaunlicher Weise mal nicht zu hoch gegriffenen 1.5 Millionen anvisierten Besucher, ließen den Park schnell in einem negativen Licht dastehen. Kurzfristige Absagen von saisonalen Events und der geplanten Winteröffnung sorgten zudem schnell für Zweifel, ob der Park jemals wieder öffnen würde. Nach einer Umstrukturierung über die Wintermonate öffnete der Park jedoch pünktlich zu Ostern.

Parkrundgang

Durch ein aufwendig gestaltetes Eingangsportal betritt man den Park direkt in die Cinecittà Street, der Main Street des Parks, inspiriert nach dem New York der 20er Jahre. Obwohl das Set nur generisch angelegt ist, also keinem Film nachempfunden wurde, versprüht dieser Bereich sehr viel Charme, sofern er nicht auf Grund mangelnder Besucher wie eine Geisterstadt wirkt. Die Gestaltung ist im Allgemeinen sehr hochwertig und mit allerhand Details bestückt, so dass der erste, sowie auch letzte Eindruck des Parks zwangsläufig ein positiver ist.

Aktium

Zur linken der Mainstreet erstreckt sich das Set um Aktium, einem aufwändig gestalteten Super Splash aus dem Hause Mack Rides. Dieser soll die Seeschlacht bei Actium darstellen, in der sich Octavian, der spätere Kaiser Augustus, gegenüber Marcus Antonius und der ägyptischen Königin Kleopatra VII behauptete und sich dadurch die Alleinherrschaft im Römischen Reich sicherte. So gewalttätig besagte Schlacht war, so imposant zeigt sich der Bereich um die Anlage und erneut merkt man, dass in der Cinecittà World mit Qualität geklotzt statt gekleckert wird.

Nachdem man die großzügig ausgelegte Warteschlange hinter sich gelassen hat kann die Fahrt auch gleich beginnen. Ohne großes Vorspiel geht es direkt den ersten Lifthügel hinauf, wo man sich in einer ruppigen Kurvenfahrt dem ersten Gefälle nähert. Dieses verläuft, ähnlich diversen größeren Spillwateranteranlagen, ohne große Spielereien direkt ins kühlende Nass. Eine Wendekurve später klettert das Boot erneut gen Himmel und absolviert ebenfalls eine recht ruppige Linkskurve. Wo sich bisweilen die Anlage für diese Achterbahnart recht untypisch zeigte wird in der zweiten Schussfahrt der wahre Charakter offenbart. Mit ordentlich Schwung passiert man nun ein Tal und hebt auf dem angrenzenden Hügel ein wenig ab ehe man mit dem Wasser in Berührung kommt. Nach etwas Rumgeschippere durch den Kanal erreicht man alsbald die Station und wird unter tosenden Applaus vom Personal verabschiedet.

Aktium ist ein netter Spillwaterersatz, der jedoch die Grenzen dieser Achterbahn zeigt und den Grund offenbart, warum fast alle anderen Anlagen dieses Typs Drehteller anstelle von Kurven für die Wendemanöver nutzen. Abgesehen von den eckigen Kurvenpassagen fährt sich die Anlage ohne sonstige Mäkel, obgleich der Nässegrad gerne etwas höher hätte sein können.

Studio 1

Über den Piazza Dino de Laurentiis mit all seinen Springbrunnen und Fontänen und vorbei am Studio 1, in dem, typisch für Italien, eine Zaubershow stattfand, die bis auf die zeitintensive Gedankenlesenummer (welche nur auf Italienisch dargeboten wurde), sehr professionell inszeniert wurde, jedoch leider nicht ganz so sehenswert war, wie die vergleichbare Show im Movieland Park, geht es zur größten Attraktion der Cinecittà World, der 10-Inversionsachterbahn Altair CCW-0204.

Altair CCW-0204

Vielen ist dieser Achterbahntyp bereits aus dem englischen Freizeitpark Thorpe Park bei London bereits hinreichend bekannt, doch im Gegensatz zu dem einstigen Rekordbrecher, befördert man die Fahrgäste ein wenig schneller und ohne störanfälligen Kettenlift auf die Ausgangshöhe von 33m und schleudert diese dann, nach einem aufregenden Start, in Zügen ohne Schulterbügel durch die Überschlagselemente. Ein wuchtiges Raumschiff dient als überdimensioniertes Stationsgebäude, in dem die Menschheit nach mehr als vier Jahrtausende zur Erde zurückkehrt und sich die Frage stellen muss wer denn nun der Außerirdische ist, die sich hier entwickelten Lebewesen, oder wir, die sie im 22. Jahrhundert verlassen hatten?

Während die Hintergrundgeschichte zu Altair viel Raum für philosophische Diskussionen bietet, so direkt geht es mit dem Wagenverbund, dessen Bügelsystem sehr dem der Wasserachterbahn Divertical im Mirabilandia ähnelt, dem Lifthügel empor. Oben angekommen passiert man recht gemächlich die Kuppe und stürzt sich sogleich gen Boden. Mit ausgeprägter Geschwindigkeit und ebenso ausgeprägten Druck durchfährt man eine steil abfallende Linkskurve, ehe man die erste Inversionsfigur, einem Looping, emporschießt. Diesen durchquert man in gewohnter Intensität, woraufhin sich ein kleiner Hügel anschließt mit etwas Airtime. Im darauffolgenden, etwas tiefergelegten Tal, wird eine Cobra Roll eingeleitet, die ebenso souverän durchquert wird. Nach nun bereits drei Überschlägen wird mit zwei Korkenziehern die Halbzeit der Anlage eingeläutet.  Nach einer weiteren Linkskurve oberhalb der ersten Abfahrt wird die vierfache Herzlinienrolle nach links führend eingeleitet. Durch die freiere Sitzposition absolviert man diese mit leichten seitlichen Überhang und somit dem Gefühl stets herausfallen zu können. Hieraufhin durchquert der Zug eine letzte Linkskurve und im Anschluss die finale Inversion, eine rechtsführende Heartlineroll, hinein in die Bremsen. Im Gegensatz zu Colossus im Thorpe Park ist diese Rolle jedoch ein wenig ernüchternd, da sie sich identisch mit den vorangegangenen Rollen fährt und somit keine Überraschung mehr bietet.

Altair ist eine tolle Achterbahn mit hervorragenden Fahreigenschaften und einer, im Vergleich zum Original deutlich verbesserten, Sitzposition. Jedoch hat auch Colossus seine Stärken, die sich vor allem in der grandiosen letzten Rolle und der besseren Integration in das Gelände widerspiegeln; sie ist schlichtweg fotogener, obwohl auch Altair keinesfalls fotoscheu ist. Der abgeänderte First Drop fährt sich grandios und auch die fehlenden Vibrationen in Looping und der anschließenden Cobra Roll machen die Fahrt, ebenso wie die nicht vorhandene Warteschlange zu unserem Besuchspunkt, zu einem Garanten für Wiederholungsfahrten.

Erawan

Durch die hübsche Westernstadt Ennio’s Creek, benannt nach dem Komponisten zahlreicher Italowestern Scores Ennio Morricone, wo in Laufe der Saison ein Grusel-Walkthrough erziehen soll, und vorbei an den Studios 3,4 und 5 (wobei in Studio 4 ein 4D Kino und in Studio 3 ein Kinderspielplatz erreichtet wurde) geht es in Richtung der imposantesten Anlage des Parks, dem Freifallturm Erawan. Dieser optische Leckerbissen beinhaltet vier Fahrspuren, wobei zwei Spuren pures Fallvergnügen im Stehen bieten und die anderen zwei Spuren ihre Fahrgäste im Sitzen unterhalten. Alle Gondeln werden vor dem Fall nach vorne geneigt, was im Allgemeinen für ein tolles und überragendes Fahrgefühl sorgt. Doch auch abseits der Sonderfeatures ist Erawan ein grandioser Turm. Der reine Fall erreicht dabei ähnliche Qualitäten wie Apocalypse aus dem englischen Freizeitpark Drayton Manor, welcher aus meiner Sicht der beste Freifallturm in Europa ist, nur ist man, durch das Fehlen der urkomischen Stehgondel mit Flur, eine Erfahrung ärmer. Erawan ist zweifelsohne der am besten gestaltete Giant Drop weit und breit und bietet zudem eine grandiose Fahrt, welche man auf keinen Fall verpassen sollte.

Darkmare

Nur wenige Meter von Erawan entfernt befindet sich der Eingang zu Darkmare, der Familienachterbahn des Parks mit einer überaus düsteren Geschichte. Thematisch greift man Dante Alighieris Göttliche Komödie auf, welche in den 50er Jahren in der Studiohalle 2 verfilmt werden sollte. Dabei kam es jedoch zu zahlreichen merkwürdigen Unfällen und schlussendlich einem Brand, woraufhin der Dreh gestoppt wurde; danach passierte nichts.

Nach Jahren des Stillstands wagen wir uns also in die Halle und erleben dabei einen wilden Ritt durch die Hölle, welcher mit einer kurzen Abfahrt in einer Rechtskurve, hinein in den Lifthügel der Anlage beginnt. Dabei fährt man an einem Spiegel vorbei, was zugegebenermaßen ein echt toller Effekt ist. Vorbei an zahlreichen, künstlerisch wertvollen, Projektionen, die allesamt Van Helsing‘s Factory aus dem Movie Park Germany alt aussehen lassen, erreicht man recht zügig die Hallendecke, woraufhin sich der Zug sofort in einer linksführenden Steilkurve gen Boden stürzt. Ohne Rücksicht auf Verluste durchquert man mit einer überragenden Intensität das erste Tal, woraufhin der Zug alsbald an Höhenmeter gewinnt. Nach einem Kurvenwechsel durchfährt man eine enge Abwärtshelix und schlängelt sich in einer Zickzack-Kurvenkombination an das andere Hallenende. Nach einem kurzen Anstieg erreicht man das Freifallsegment, wo sich nun ein Dämon zeigt und seine Flügel um uns legt. Kurz darauf befinden wir uns auch schon eine Ebene tiefer und verlassen vorwärts sehr zügig das Segment. Nun folgt eine enge Linkskurve, an der sich sogleich eine letzte Rechtskurve anschließt. Kurz darauf erreichen wir die Station und werden wieder einmal begeisternd verabschiedet.

Darkmare ist richtig, richtig, verdammt richtig gut! Zwar kann die Anlage im Gegensatz zum Prototypen Th13teen des englischen Freizeitparks Alton Towers keinen lustigen Rückwärtspart nach dem Dropsegment vorweisen, dafür ist aber der Rest der Strecke um ein Vielfaches besser. Darüber hinaus ist die allgemeine Gestaltung der Anlage in ihrem düsteren Comicstil wirklich überragend und die Projektionen einfach nur perfekt. Durch die große und dämonisch gut abgedunkelte Halle wirkt die kompakte Anlage gleich drei Mal so groß wie sie eigentlich ist und die Strecke in gleicher Maßen verlängert. Der freie Fall ist zudem durchaus in Ordnung, kann aber für Erstfahrer bereits etwas zu viel des Guten sein, immerhin geizt die Fahrt ja ohnehin nicht mit ihren Kräften. Wobei man es keineswegs so düster sehen sollte, denn Darkmare ist definitiv die beste Achterbahn der Cinecittà World und eine der besten Achterbahnen des Landes; also eine tolle Fahrt mit sehr hohen Wiederholungsdrang.

Aquila IV

Gegenüber dem Teatro 2 befindet sich das U-Boot Aquila IV, welches in einem deutschen U-Boot Film und in einem Musikvideo der Band Bon Jovi Verwendung gefunden hat. Natürlich handelt es sich dabei nicht um Das Boot, denn das befindet sich weiterhin in der Bavaria Filmstadt unweit von München, sondern um das U-900 aus dem gleichnamigen Film mit Atze Schröder in der Hauptrolle, Yeahhhh!. Zugegebenermaßen haben die Kulissenbauer ihr Handwerk gut gemacht, was die belanglose Führung komplett auf Italienisch sollte konnten wir uns jedoch nicht erklären. Ohne Sprachkenntnisse sollte man Aquila IV also meiden und selbst mit Sprachkenntnissen darf man wirklich nicht sehr viel erwarten, zumal die Wartezeit sehr lang ausfällt. Hingegen ist ein Besuch in einem richtigen U-Boot wirklich empfehlenswert; wir zumindest haben uns zu dem Zeitpunkt sehnlichst in das U-571 der Movieland Studios zurückgewünscht.

SpacExpress

Neben dem SpacExpress, einem Immersive Tunnel von Simworx, welcher jedoch zu unserem Besuchszeitpunkt noch nicht in Betrieb genommen wurde, befindet sich in diesem Bereich noch die Kinderkartbahn Velocità Luce und der Eingang zum Kinderland Sognolabio. Dieses ist quietschbunt gestaltet und bietet einige nette Kinderfahrgeschäfte aus italienischer Produktion, sowie einen äußerst nervtötenden Soundtrack, wie auch ein nett gestaltetes Splash Battle

Bilder Cinecittà World

Fazit Cinecittà World

Die Cinecittà World ist ein durchaus guter Vergnügungspark, welcher sich Qualität zur obersten Devise setzen ließ; hier ist weder die Gestaltung, noch sind die Fahrgeschäfte von minderer Qualität. Leider fehlt bisweilen noch etwas die Quantität, denn einen ganzen Tag im Park schafft man wohl nur, wenn man sich tatsächlich jede einzelne Show anschaut, gemütlich in einem der Restaurants isst und ohne Probleme Mehrfachfahrten absolvieren kann. Der Movieland Park zeigt ja wie es geht, bei der Cinecittà World steht die eigene Professionalität doch noch etwas im Weg. In keinem anderen italienischen Park konnte man so viel Personal antreffen wie hier, weder in den Shows noch bei den Attraktionen. Das erzeugt zwar ein gutes Image, ist bekanntermaßen jedoch etwas teurer als die Ein-Personen-Bedienung des Mirabilandias. Zudem setzt man bei der Cinecittà World auf etwas was man kennt und in zahlreichen Filmparks bzw. Filmstudios mit geführten Touren auch Anwendung findet, ob man dabei jedoch auf der richtigen Schiene fährt ist fraglich; denn bisweilen zeigt man ja eigentlich nur größere generische Sets ohne tatsächlichen Filmbezug mit passend eingebetteten Attraktionen. Ein größerer Bezug auf eigene Produktionen wäre daher ratsam, dabei muss man nicht zwangsläufig das gedachte Konzept aufgeben. Ich bin gespannt wie sich der Park in den nächsten Jahren entwickelt, denn er hat Potential und bietet schon jetzt verdammt viel Qualität; ein Zustand den man anderen Parks um Rom gerne wünschen würde.


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