Riminis trostloser Vergnügungspark

Fiabilandia

Das Märchenland zu Rimini ist einer der ältesten Vergnügungsparks des Landes. 1965 eröffnet hatte das Fiabilandia seine Glanzzeit mit dem deutschen Massentourismus an der italienischen Adria bis in die Mitte der 80er Jahre. Stetiger Besucherrückgang sorgten für den Verkauf an die Besitzer des Safari- und Freizeitparks Zoosafari Fasonolandia, welche den Park nach und nach auf Vordermann brachten und ein wenig erweiterten.

Il Castello di Merlino, Il Lago del Sogno und Il Labirinto di Fu-Ming

Im vorderen Parkbereich kann sich das Fiabilandia dadurch durchaus sehen lassen, zumal hier die meisten der älteren Fahrgeschäfte stehen und tatsächlich noch ein wenig vom eigentlichen Märchenparkcharme zum Vorschein kommt. Hier befinden sich die Themenfahrten Il Castello di Merlino und Il Lago del Sogno, sowie das Labyrinth Il Labirinto di Fu-Ming.

La Baia di Peter Pan

Folgt man der Route des Fiabilandia Express stößt man nach kurzer Zeit auf La Baia di Peter Pan, wo sich neben dem Schiff von Kapitän Hook noch das Versteck von Peter Pan befindet. Letzteres kann man sogar begehen und dabei den kindlichen Rabauken in einer Hängematte erwischen. Von hier aus hat man auch einen guten Ausblick auf den Lago Bernado, einem Baggersee, um den sich der Park ansiedelt.

La Miniera d’Oro

Vorbei an einer Mattenrutsche und Trampolinen geht es in den Westernbereich des Fiabilandia, welcher sichtbar seine besten Tage schon längst hinter sich gelassen hat. Neben einer kleinen Showbühne mit entsprechender Kulisse befindet sich hier noch ein begehbares Fort und die Achterbahn La Miniera d’Oro, welche sich durch ein künstliches Bergmassiv und vorbei an einem Indianerdorf schlängelt.

Nachdem man die Loren bestiegen hat beginnt die Fahrt sehr seicht mit einer Rechtskurve und einer anschließenden etwas längeren Geraden. Nach einer kurzen Linkskurve und einer 180° Wende erreicht man dann den ersten Lifthügel der Anlage. Oben angekommen verschwindet der Zug in einer Linkskurve hinein in einen Tunnel, in dem einige Kristalle, die aussehen wie Kakteen, bunt beleuchtet werden. Über einige Wellen nimmt man ein wenig an Geschwindigkeit zu und wird dabei von einer Bärenanimatronik überrascht. Kurz darauf verlässt man die Höhle in einer Rechtskurve, woraufhin sich ein Gefälle mit einer Haltebremse anschließt. Unwissend und voller Freude, dass die Fahrt nun endlich schneller vorangeht, wird man hier bis zum Stillstand abgebremst um nach einem kurzen Halt auch weiterhin nur im Schritttempo aktiv zu sein. In einem kurzen Slalom durchquert man das Indianerdorf und verschwindet dann in einer weiteren Höhle, die den zweiten Lifthügel beinhaltet. Erneut in luftiger Höhe kann man ein wenig die Sonne genießen, ehe es in einen weiteren Tunnel hineingeht. Völlig überraschend durchfährt man nun ein ausgeprägtes Gefälle mit anschließender Steigung, welches sogar mit einem Lichteffekt untermalt wurde. Wieder an der frischen Luft schließen sich zwei, sehr flache, Serpentinen an, die den Zug zurück zur Station führen.

La Miniera d’Oro ist eine nette Themenfahrt, bei der es eigentlich nicht vieles zum Anschauen gibt. Sie wurde irgendwann in den 80er Jahren von Pinfari erbaut und ist somit eine der letzten Attraktionen der goldenen Ära des Fiabilandia. Gerade kleinere Kinder dürften auf der Anlage sehr viel Spaß haben, die Erwachsenen erfreuen sich derweil an dem größeren Platzvorkommen im Wagen und dem Geschwindigkeitsrausch gegen Ende der Fahrt.

Valle degli Gnomi

Vorbei an mehreren Zirkuszelten und einem 3D Kino nähert man sich dem nächsten Highlight des Fiabilandia, dem Valle degli Gnomi. Die 1976, ebenfalls vom italienischen Hersteller Pinfari, erbaute Anlage wurde einst unter dem Namen Brucomela eröffnet und ist der Prototyp dieser Achterbahngattung, welche in einem kleinen transportablen Modell die Welt einzunehmen versucht. Tatsächlich handelt es sich bei die dieser Achterbahngattung um die meist gebaute Achterbahn der Welt und wird von diversen (meist italienischen) Herstellern zum Kauf angeboten.

Die Fahrt beginnt mit einer leichten Linkskurve, die sogleich von einer Rechtskurve abgelöst wird. Über mehrere Bodenwellen überquert man nun eine Gerade, die in einer Höhle endet. In diesem wird nun eine Wendekurve durchfahren, wobei man einen ersten Blick auf die namensgebende Gnome erhaschen kann, die sich auf einem unterirdischen See vergnügen. Nach einem kurzen Schlenker nach rechts folgt ein kleines Gefälle und nach einem weiteren Schlenker nach links eine weitere Wendekurve um einen kleinen See herum, die einen sogleich in den einzigen Lifthügel der Anlage entlässt. Dieser führt einen, entlang von diversen Animatroniks, frei nach den sieben Zwergen aus dem Disney Klassiker Schneewittchen und die sieben Zwerge, hinauf. Oben angekommen fährt man nun in einer Rechtskurve, oberhalb des ersten Tunnels, an einer hässlichen blauen Wand und dem Haus der Zwerge entlang. Mehrere kleine Zickzackkurven führen nun durch zwei große Äpfel hindurch, wo wir einer weiteren Apfelraupe bei der Arbeit zusehen können. Über einen kleinen Drop mit Haltebremse erreicht man das Höhenniveau der Station, in die man kurz darauf einfährt.

Space Mouse

Neben der durchaus netten Themenfahrt befindet sich auch sogleich die dritte und letzte Achterbahn des Fiabilandia. Die Space Mouse ist dabei die größte Achterbahn des Parks und leider auch nicht unbedingt die schönste, doch sie ist, wie auch die Wildwasserbahn nebenan, auf Grund der Lage direkt an der benachbarten Bundesstraße ein Werbeträger ohnegleichen.

Die Fahrt in der Fabbri Power Mouse beginnt wie üblich mit dem zweigeteilten Lift der Anlage, bei dem man zwischendrin noch eine enge Linkskurve absolviert. Oben angekommen absolviert man sogleich einen kleinen Drop, der einen auf die andere Seite der Anlage bringt. Hieran schließt sich eine enge Haarnadelkurvenkombination aus drei, äußerst kompakt verbauten, Serpentinen an. Nach einer Blockbremse überquert man in einem weiteren kleinen Gefälle die Station, ehe man sich den großen Schussfahrten, eingeleitet von je einer Kurve, widmet. Nach einem finalen Doppeldrop erreicht man die finale Bremse und sogleich den separaten Ausstiegsbereich der Anlage.

Die Fahrt auf der Space Mouse wäre durchaus in Ordnung, wäre dort nicht die miserable Abfertigung an der Anlage, wonach jeweils nur ein Wagen den Weg durch den Streckenparcours absolvierte, alle anderen in der Zeit jedoch unbemannt in der Station warteten. Auch nach dem Einstieg dauerte es eine Weile bis dann der Wagen abgeschickt wurde, was den kurzen Wartebereich ziemlich in die Länge zog.

Bilder Fiabilandia

Fazit Fiabilandia

Nachdem alle Fahrten getätigt wurden ging es an mehreren Kinderkarussellen, einige davon aus dem Movie Park Germany übernommen, und einem Splash Battle aus dem Hause Preston & Barbieri vorbei dem Ausgang entgegen. Das war nun auch höchste Zeit, denn das 60 km entfernte Mirabilandia bei Ravenna sollte nicht noch länger warten. Auch war meine Laune zu dem Zeitpunkt bereits tief im Keller, denn einen so trostlosen Park habe ich zuletzt mit dem portugiesischen Freizeitpark Magikland in Penafiel bei Porto erlebt. Obwohl hier die Anzahl der Attraktionen den hohen Eintrittspreis beinahe schon rechtfertigt, so ist der Zerfall des Parks mehr als nur spürbar. Die wenigen interessanten Attraktionen hätte man allesamt in wenigen Minuten erledigen können, doch die zeitversetzte Öffnung der Anlagen verhinderte dieses mit Bravour und ließ uns deutlich mehr Zeit im Park verbringen als es mir persönlich lieb gewesen wäre.


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Langes warten bei mäßigen Andrang

Vorwort

Nach unserem Tagesstart im Fiabilandia erreichten wir zum späten Mittag den Parkplatz des Freizeitparks Mirabilandia. Obwohl unser Besuchstag auf den Ostersonntag fiel, hielt sich der allgemeine Besucherandrang in Grenzen, nicht aber die Wartezeiten und der Eifer der Touristen/Einwohner, sich vorzudrängeln. Ja, es war kein schöner Besuch in Mirabilandia, obwohl die Attraktionen tatsächlich erstklassig sind, doch dazu im einzelnen später mehr.

Die Geschichte des Mirabilandia

Wir starten den Bericht mit einem Blick in die Geschichte des 1992 eröffneten Freizeitparks. Gegründet wurde der Park als Projekt einer Investorengruppe bestehend aus Situr-Finbrescia (46%), San Paolo Finance (44%) und Publitalia 80 (10%) die mit der einfachen Formel „Touristenort + Freizeitpark = Cashcow“ völlig an ihren überzogenen Erwartungen scheiterten und nicht einmal ein Drittel der erhofften zwei Millionen Besucher in den Park ziehen konnte. Da die Betreibergesellschaft 1996 kurz vor dem Bankrott stand verkauften sie den Park im späten Herbst des Jahres an die Löffelhardt-Casoli Gruppe, einem Joint Venture aus dem Phantasialandmitgründer Gottlieb Löffelhardt und Giancarlo Casoli, einen der Eigentümer des ehemaligen italienischen Fahrgeschäft-Herstellers S.D.C., die den Park in den folgenden Jahren massiv erweiterten. In Folge dessen wuchsen auch die Besucherzahlen auf über 1,5 Millionen Besucher heran. Nach einigen Jahren zog sich Löffelhardt aus dem Geschäft zurück und Casoli übernahm die Schirmherrschaft, ehe das Mirabilandia 2006 an die spanische Gruppe Parques Reunidos verkauft wurde.

Parkrundgang

Nachdem man die Kassen hinter sich gelassen hat betritt man über eine Brücke, ähnlich dem englischen Freizeitpark Thorpe Park bei London, den Park. Die Skyline hält sich hier jedoch dezent zurück, ist aber mit der perfekt platzierten Cobra Roll des Inverters Katun zur Rechten der Brücke schon sehr beeindruckend. Von hier geht ein Weg in das Far West Valley, welches sich jedoch noch größtenteils im Bau befand, und den eigentlichen Eingangsbereich des Mirabilandia ab. Dieser stellt sich als detailverliebtes Piratennest heraus und beherbergt einige Shops, wo man unter anderem die, für diesen Park beinahe schon gezwungener Maßen benötigten, Fast Pässe erwirtschaften kann.

Zu meiner eigenen Verwirrung gab es im Mirabilandia willkürlich getaktete Öffnungs- und Schließzeiten der Fahrgeschäfte, wodurch viele Attraktionen erst zum Mittag oder auch später öffneten bzw. deutlich früher wieder schlossen. Dadurch wiederum ergaben sich im ganzen Park überall lange Wartezeiten. Einerseits kann ich verstehen, dass manch kleinere Parks ihre Fahrgeschäfte erst nach und nach in Betrieb nehmen oder manchmal auch bestimmte Themenbereich erst ab einer bestimmten Uhrzeit freigeben, jedoch ist mir eine solche Maßnahme in einen großen Freizeitpark noch nie über dem Weg gelaufen. Auch erklärt es mir warum das Gardaland im Gegenzug damit wirbt nur die Warteschlange seiner Fahrgeschäfte zum Ende seiner Öffnungszeit zu schließen; andererseits handeln die meisten Freizeitparks in Italien genauso und dementsprechend sehr vernünftig.

Divertical

Vorbei am Pepsi Theatre, in dem, wie soll es auch anders sein, eine Zaubershow gezeigt wird, und der davor gelegenen Musicalbühne geht es in Richtung der, bereits von weiten sehr markant wirkenden, Wasserachterbahn Divertical. Spätestens jetzt wird einem bewusst, wie hoch die Anlage doch ist und wie verschwenderisch sie mit dem Platz auf dem sie platziert wurde umgeht; dadurch wirkt die Anlage jedoch keineswegs ästhetisch, was vor allem an den sparsam platzierten Dekorationselementen liegt. Andererseits schmückt sie mit dem hinteren Teil der Fahrt den irrsinnig langen Zugangsweg zur völlig deplatzierten interaktiven Themenfahrt Reset, was durchaus positiv anzumerken ist und wahrscheinlich mehr Personen als je zuvor in diese Ecke des Mirabilandia lockt.

Nachdem man in die Station hinaufgebeten wurde und sich in das Schnellboot gesetzt hat kann die Fahrt auf Divertical auch schon beginnen. Da der Vertikallift der Anlage noch in weiter Ferne liegt dümpelt man mit dem Boot noch etwas durch den Kanal, wobei hier interessanter Weise recht gutes Wildwasserfeeling erzeugt wird, immerhin schlagen die Wellen immer wieder beinahe in das Boot um und lassen einen durch die aufgewirbelten Wassertropfen regelrecht davonzucken. Sobald der Lift erreicht wird geht es recht schnell auf die Ausgangshöhe von 60m, wobei man hier die Krümmung des Aufzugs interessanter Weise kaum bemerkt. Da die Sicht von hier oben wenig interessant ist wird man alsbald über die Kuppe geschoben und hat auf dem folgenden 45° steilen Gefälle genug Zeit um zu merken, dass diese Anlage verdammt schnell ist. Gischt erfrischt und so rast man anschließend durch das erste Becken nur um kaum gebremst über einen Hügel zu fahren. Hier hebt man dann ein wenig ab, ehe man sich in eine flotte Bayernkurve schmeißt. In der Hoffnung durch den anschließenden Blockbereich ein wenig an Geschwindigkeit abzubauen durchfährt man diesen nun ohne jegliche Bremswirkung und wird anschließend in eine Rechtskurve entlassen. Eine flotte Abwärtshelix fügt sich an, geht dann jedoch in einen Hügel über, welcher die finale Schussfahrt der Fahrt einleitet. Gut durchfeuchtet wird man wieder in den Kanal entlassen und erreicht kurz darauf die Station.

Entgegen meinen Erwartungen ist Divertical eine wirklich verdammt gute Wasserachterbahn, welche wie kaum eine andere Anlage ein Geschwindigkeitsgefühl sondergleichen vermittelt. Die Fahrt ist einfach nur schnell, was mir persönlich aber auch erst während der Durchquerung des ersten Beckens aufgefallen ist, was in Betrachtung der Ausgangshöhe, der weltgrößten Wasserachterbahn, ja eigentlich in der Natur der Anlage liegt; zumindest habe ich einen solchen Geschwindigkeitsrausch bisher nur selten erlebt. Darüber hinaus ist die Verarbeitung der Anlage astrein, wodurch die Reibungsverluste nicht wirklich ins Gewicht fallen, was der Geschwindigkeit auch wiederum zur Gute kommt.

iSpeed

Ebenfalls dem Leitthema der Geschwindigkeit zugewendet hat sich der Blitz Coaster iSpeed aus dem Hause Intamin, eine Katapultstartachterbahn mit LSM Modulen, welche die in die Jahre gekommene Holzachterbahn Sierra Tonante ersetzt. Als erstes Projekt der Spanier entstand mit dem selbstbetitelten „Il Rollercoaster #1“ eine durch und durch schnelle Achterbahn mit einer mehr als nur bescheidenen Kapazität.

Während wir bei Divertical noch recht kurz anstehen durften rächte sich unsere weniger verschwenderische und vor lauter Selbstgeilheit mangelnde Lebensweise, durch den Nichtkauf eines Fast Passes. Denn nun durften wir hier etwas über eine Stunde im trostlosen Wartebereich der Achterbahn warten, nur um dabei ständig von irgendwelchen Gören der durch und durch asozialen Touristen der italienischen Adria übergangen zu werden. Während in den anderen italienischen Parks niemand vordrängelte, sogar einen eher noch freiwillig vorließ um Gruppen aufrecht zu erhalten, war es hier schlichtweg eine Pest ohne Gleichen. Wer im Mirabilandia vernünftig sein möchte, der übt lieber im Voraus über das massenweise Erstellen von Selfies zum Narzisst zu werden und gönnt sich einen Fast Pass! So teuer ist der ja in der Theorie eh nicht, vor allem, wenn man sich eine Jahreskarte einer der anderen Parques Reunidos Parks (z.B. Movie Park Germany, Attractiepark Slagharen, …) gegönnt hat und eh keinen Eintritt bezahlt hat; immerhin erspart man sich das Warten mit den widerlich asozialen Touristen, während man in anderen Parks gerade mit dem Kauf eines Fast Passes zu einem widerlich asozialen Touristen wird.

Aber kommen wir nun zur Fahrtbeschreibung der LSM Achterbahn iSpeed, denn sobald man endlich die Treppen zur Station erreicht hat geht es auch bereits recht schnell voran. Einmal im Zug Platz genommen und die Bügel geschlossen wird der Zug alsbald leicht nach vorne geschoben, ehe der Impuls aufgegriffen wird und der Zug nun immer stärker beschleunigt. Nun geht es einen Top-Hat vertikal empor, ehe man diesen mit einer tollen Aussicht auf die Wildwasserbahn Autosplash überquert. Nun stürzt man sich vertikal gen Boden, vollzieht dabei noch eine kurze Rechtsdrehung und passiert sehr druckvoll das erste Tal, in dem man zudem eine S-Kurvenkombination unterhalb der Abschussstrecke vollführt. Parallel zur Station überquert man nun einen Hügel, bei dem man ordentlich aus dem Sitz gehievt wird. Schwungvoll vollführt man nun eine weitere S-Kurve, die in einer engen Rechtskurve übergeht. Auf dem nachfolgenden Hügel folgt ein gemächlicher Umschwung, welcher einen in eine leichte Linkskurve oberhalb der Station entlässt. Ganz plötzlich wird dann ein Korkenzieher eingeleitet, welcher einen wahnsinnig intensiv herumschleudert. Auf einen weiteren Hügel überquert man nun die Abschusstrecke, woraufhin man in der anschließenden Steilkurve zum ersten Mal wieder durchatmen kann. Eher gemächlich schießt der Wagenverbund durch eine weite Rechtskurve, die kurz darauf in die, von außen einsichtige, Herzlinienrolle übergeht. Nach einer weiteren Steilkurve folgt eine kurze Blockbremse. Diese verlässt man in einer ebenso steil abfallenden Linkskurve, woraufhin sich noch ein kleiner Hügel und die finale Linkskurve in Richtung der Station anschließt.

Auch wenn die Initialbeschleunigung des Abschusses eher lasch und kaum vergleichbar mit den Hydraulik- und Reibradantrieben des Herstellers ist, bietet die Fahrt ein Sammelsurium aufregender Elemente gepaart mit richtig viel Druck und Geschwindigkeit. Gerade der Korkenzieher, der von außen kaum einsehbar ist, hat mich während der Fahrt einfach nur überrascht und auch der Streckenteil nach der Blockbremse, welcher auf Videos immer belanglos wirkte, hat durchaus seine Momente und fügt sich hervorragend in das Gesamterlebnis der Fahrt ein. Die Anlage selbst hingegen ist dank der mageren Gestaltung und niedrigen Kapazität leider nicht so überzeugend wie die eigentliche Fahrt.

Leprotto Express

Direkt gegenüber im Kinderland Bimbopoli befindet sich mit dem Leprotto Express die nächste Achterbahn des Mirabilandia. Hierbei handelt es sich um eine einfache Kinderachterbahn des Herstellers L&T Systems, dessen Layout eine einfache Acht im ständigen Wechsel von Auf- und Abwärtsbewegungen beschreibt. Auf Grund der Fülle fuhr die Anlage nur eine Runde.

Rexplorer

Über die Insel mit der Acapulco-Todesspringer-Show erreicht man das im Jahr 2014 neugestaltete Dinoland. Neben der Umgestaltung vorhandener Anlagen, wie z.B. der Pressluftflieger mit Schrägstellung oder der beliebten Kindermonorail, fanden auch eine Gelddruckmaschine, ähm Kinderfahrschule, und ein Magic Bike von Zamperla ihren Weg in den Themenbereich. Wichtigstes Ziel für uns war jedoch die älteste Achterbahn des Mirabilandia, der Powered Coaster Rexplorer.

Die Fahrt beginnt mit einer weiten Linkskurve, an der sich ein gemächlicher Anstieg vorbei an einigen künstlichen Felsen anschließt. Oben angekommen durchfährt der Zug eine Abwärtshelix durch die Felsenformation ehe es eine steilere Gerade empor geht. Nun fährt der Zug durch eine weite abwärtsführende Rechtskurve, unterquert die eben passierte Strecke und umrandet die erste Abwärtshelix in einer Linkskurve. Mit nun deutlich mehr Schwung durchquert man die Station und vollführt eine weitere Runde durch den Parcours.

Theoretisch wäre die Fahrt auf dem Rexplorer schnell abgehandelt gewesen, denn im Gegensatz zu vielen anderen Fahrgeschäften im Mirabilandia hat diese Anlage von Haus aus eine etwas höhere Kapazität und die Warteschlange selbst war überschaubar, doch das Mirabilandia wäre nicht das Mirabilandia, wenn man auch dieses nicht versauen würde. Die Abfertigung war unter aller Sau und wurde durch die mangelnden Zahlenkenntnisse des Personals nochmals in die Länge gezogen. Nachdem man nämlich solange mit der Einteilung der potentiellen Fahrgäste wartete, bis alle Fahrgäste des eben eingetroffenen Zuges den Stationsbereich verlassen haben, wurden etwa die Hälfte des Zuges mit Fast Pass Leuten befüllt, die jedoch allesamt einzeln abgezählt und geprüft werden mussten. Natürlich verzählte sich das Personal dabei andauernd, was besonders nach einem Personalwechsel negativ auffiel. Erst nachdem sich jeder der Fast-Pass-Besitzer auf seinen Platz gesetzt hatte wurden die Normal-Wartenden eingelassen. Die Kontrolle der Bügel und die Fahrt selbst war hingegen schnell erledigt, doch der Ein-Mann-Betrieb an der Anlage benötigte für einen Durchgang fast immer 5 oder mehr Minuten während des Beladens.

El Dorado Falls und Gold Digger

Da die Bauarbeiten im neuen Themenbereich Far West Valley des Mirabilandia während des Besuchs noch im vollsten Gange waren verblieben der Spillwater El Dorado Falls, der Wasserfahrtpioniere O.D. Hopkins, welcher jedoch mit stetigen Ausfällen kämpfte und durch den Ein-Boot-Betrieb keine gute Form machte, sowie die Wilde Maus Gold Digger, ehemals Pakal, als einzige Attraktionen im Betrieb. Da auch hier 50% der Wagen mit Fast Passlern bestückt wurde, hatten wir leider ausreichend Zeit jeden noch so kleinen Winkel der kleinen, recht trostlosen, Warteschlange zu erleben und somit fast eine Stunde für die Wilde Maus italienischer Bauart investiert.

Dabei ist die Fahrt eigentlich recht unterhaltsam, denn nachdem man im oberen Level die Haarnadelkurven, insgesamt sieben an der Zahl, hinter sich gebracht hat geht es eine Ebene tiefer, wo sich nach einem großen Drop direkt eine weitere Serpentinenkurve anschließt. Auch hierauf folgen ein größeres Gefälle und ebenfalls eine Haarnadelkurve. Bekannter Weise machen bei Wilden Mäusen die beiden aufeinander folgenden Gefälle am meisten Spaß, weswegen auch hier nicht darauf verzichtet wird. Eine letzte enge Kurve und ein kleiner Dip schließen sich dann noch an, ehe man zur Station zurückgeführt wird.

Katun

Durch eine großzügig ausgelegte Tempelanlage gelangt man von hier aus zum Inverted Coaster Katun, welcher seit dem Millennium seine Fahrgäste mit baumelden Füßen gleich mehrmals auf den Kopf stellt. Mit einer Höhe von 50m und einer Länge von 1200m ist Katun seit jeher die größte Anlage ihrer Art in Europa und glücklicher Weise angsteinflößend genug um die Wartezeit trotz Ein-Zug-Betriebs gering zu halten. Interessanter Weise wurde gegen Ende des Tages tatsächlich der zweite Zug auf die Reise geschickt, wohl aber auch nur um pünktlich Feierabend zu machen.

Die Fahrt beginnt mit einer kurzen Linkskurve aus der Station hinaus hinein in den Lift der Anlage. Sobald der Zug seiner Ausgangshöhe erreicht hat dreht er sich nach links weg und vollführt zeitgleich ein recht steiles Gefälle. Mit ordentlichem Druck durchquert man das erste Tal, ehe man in dem riesigen Looping das erste Mal kraftvoll Überkopf gestellt wird. Wieder auf Bodenniveau angekommen schießt der Wagenverbund gleich erneut empor um sich in einer Zero-G Roll bei Schwerelosigkeit einmal um die eigene Achse zu drehen. Um die geniale Platzierung der Cobra Roll am See rechts des Eingangs zu ermöglichen fehlen nun einige Streckenmeter die durch eine bodennahe und nach rechts führende Steilkurve gelöst worden. In der anschließenden Inversionsfigur schießt man dann einen halben Looping empor, dreht sich dann zur Seite weg und vollführt das ganze nochmal in umgekehrter Reihenfolge. Natürlich mit überaus erfreulichen positiven Fliehkräften, die auch im anschließenden Tal nicht zu unterschätzen sind. Ebenfalls mit viel Druck dreht man eine Runde in einer weiten Aufwärtshelix an dessen Ende die Blockbremse der Anlage erreicht wird. Diese passiert man ohne jegliche Reduktion der Momentangeschwindigkeit und stürzt sich sogleich gen Abgrund. Beinahe schon geradlinig wird der erste Korkenzieher eingeleitet, welcher einen mit voller Kraft nach rechts in einen Tunnel hinein wirbelt. Diesen verlässt man dann in einen weiteren Korkenzieher, dieses Mal jedoch in die andere Richtung. Ein kurzer Hügel entlässt einen in die abschließende Abwärtshelix der Anlage, woraufhin auch schon gleich die Station erreicht wird.

Katun ist ein toller Inverted Coaster der größeren Bauart, welcher mit ordentlicher Geschwindigkeit viele riesige und gut aufeinander abgestimmte Inversionsfiguren in einem erlebenswerten Layout abspielt. Das Kräftespiel ist dabei nicht zu unterschätzen, doch immer noch recht sanft im Vergleich zu den kleineren Vertretern dieser Achterbahnart in Europa.

Max Adventures Master Thai, Eurowheel und die Hot Wheels Stunt Show

Bereits aus der Warteschlange der Achterbahn Katun konnten wir beobachten, dass die benachbarte Achterbahn Max Adventures Master Thai einen technischen Defekt hat und dementsprechend evakuiert wurde. Auch eine Stunde später war von einer Wiedereröffnung der Anlage nichts abzusehen, sodass wir uns in Richtung des markanten Wahrzeichens des Mirabilandia begaben. Auch beim 90m hohen Riesenrad Eurowheel erwartete uns eine lange und vor allem zähe Warteschlange. Doch eine Fahrt auf dem ehemals höchsten Riesenrad in Europa wollten wir uns aus lauter Lustlosigkeit noch irgendwo anders hinzugehen und dort genauso ewig zu warten nicht nehmen. Wie zu erwarten wurden beim Riesenrad nur die Hälfte der Gondeln bestückt, wodurch wir sehr viel Zeit hatten die unkonventionelle Stützkonstruktion des Riesenrads genauer anzusehen. Während der Fahrt konnten wir neben der Aussicht auf das Mirabilandia noch die Hot Wheels Stunt Show von oben betrachten, dessen Finale aus der Durchfahrt eines riesigen Loopings bestand.

Bilder Mirabilandia

Schlusswort

Ebenfalls von oben konnten wir einige Testfahrten auf Max Adventures Master Thai beobachten, weswegen wir sofort wieder zurück zur Anlage liefen, nur um dort erneut vor verschlossenen Türen zu stehen. Eine halbe Stunde blieb uns noch, weswegen wir uns zu einer weiteren Fahrt auf Katun entschlossen. Das uns danach keine weitere Fahrt mehr möglich war, war nicht abzusehen, weswegen wir insgesamt nur sechs der sieben Achterbahnen und das Riesenrad fahren konnten. Eine Schmach sondergleichen, die aus den eigentlich brillanten Freizeitpark Mirabilandia die letzte Absteige gemacht haben. Man merkt hier allzu deutlich warum das Gardaland (bei vergleichbaren Andrang am Besuchstag) in jeglicher Beziehung der erfolgreichste Freizeitpark in Italien ist und warum sich Parques Reunidos seine Strategie noch einmal überlegen sollte.


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Übernachtung in Ravenna

Da ich bereits gute Erfahrungen mit Travel Parks, dem Reisebüro der spanischen Freizeitparkgruppe Parques Reunidos, bei meinem letztjährigen Trip nach Madrid gemacht habe, habe ich auch für den Besuch des Freizeitparks Mirabilandia ebenfalls eine Pauschale gebucht. Für etwa 90€ haben wir das Hotel der Kette B&B Hotels bei Ravenna erwischt; ein guter Deal gerade in Verbindung mit den beiden Eintrittskarten ins Mirabilandia, der Übernachtung in einem ausreichenden 3* Hotel, welches uns das Zimmer der vergangenen Nacht ziemlich schnell vergessen ließ, und dem Frühstückbuffet am Morgen.

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