Ein kurzer Besuch in Helsinkis Tivoli

Linnanmäki

Die Geschichte von Linnanmäki beginnt im Jahr 1907. In ganz Finnland wurden Veranstaltungen zum Kindertag organisiert, um Geld für die Kinderfürsorge zu sammeln. Zunächst fanden die Veranstaltungen unregelmäßig statt, ab 1945 wurde der Kindertag jedoch zu einer regelmäßigen jährlichen Veranstaltung. Im Jahr 1950 schlossen sich sechs Kinderschutzorganisationen in der Stiftung Children’s Day zusammen und eröffneten den Vergnügungspark Linnanmäki.

Ukko

Wenn man sich Linnanmäki nähert, ist eines der ersten Fahrgeschäfte, das man sieht, die Achterbahn Ukko – ein Maurer Sky Wheel, das den Eingangsbereich des Parks überragt. Diese Bahn verfügt über einen Vertikallift, der in das Skyloop-Element übergeht.

Das Sky Wheel selbst ist ein Achterbahnerlebnis, das sich nur schwer beschreiben lässt. In dem Moment, bevor man kopfüber aus dem Aufzug entlassen wird, stellt sich ein seltsames Gefühl im Magen ein, das sich innerhalb der ersten Rolle wieder normalisiert. Es folgt eine Abfahrt mit hohen Fliehkräften im Tal, bevor man kurz darauf wieder rückwärts durch das Tal rauscht, um das Skyloop-Element teilweise zu erklimmen. Nach einer weiteren Durchfahrt durch die Station kommt das Fahrzeug auf dem Lift der Bahn abrupt zum Stehen und wird dann wieder in die Station abgesenkt.

Um ehrlich zu sein, bin ich kein großer Fan von den Sky Wheels von Maurer. Das Erlebnis ist gut, versteht mich nicht falsch, aber sie sind nicht meine Art von Achterbahn. Das Gefühl, kopfüber in einer Höhe von 46m zu hängen, nur gehalten von einem Schoßbügel, ist seltsam und nicht sehr angenehm und der Rest der Fahrt ist nur okay.

Raketi und Vuoristorata

Vorbei an dem großartigen S&S Space Shot Freifallturm Raketi geht es nun in Richtung der ältesten Achterbahn von Linnanmäki: Vuoristorata. Der Name bedeutet auf Finnisch übersetzt oder besser gesagt definiert den Begriff Achterbahn. Sie ist die letzte der vier Scenic Railways von Valdemar Lebesch, der auch die beiden Rutschebanen von Bakken und Tivoli Gardens in Kopenhagen gebaut hat.

Die Fahrt auf der Vuoristorata beginnt mit einer langgezogenen Kurve nach links, bevor der Zug in den Lift einfährt. Mit einem tollen Blick auf die Achterbahn Ukko direkt vor uns, geht es schnell nach oben. Es folgt eine weitere Linkskurve, bevor wir in einem großen Gefälle Richtung Boden rauschen. Nun durchqueren wir die Achterbahn einmal diagonal und erklimmen dabei einen Hügel. Am vorderen Ende der Bahn wenden wir nun in einer nach rechts führenden Kurve. Auf dem nun folgenden Double Down heben wir ein wenig ab, bevor wir über einen großen Camelback rasen. Auf der anderen Seite der Bahn geht es nun wieder in eine Linkskurve. Es folgt ein weiterer Double Down, der in einen weiteren Camelback führt. Auf dem nächsten Hügel nehmen wir sanft eine weitere Kurve. Parallel zum Lift leiten wir nun das große Finale ein. Dabei tauchen wir nach einem weiteren Camelback in einen Tunnel ein. In der Dunkelheit passieren wir nun die letzte Kurve, bevor wir die Station der Bahn erreichen und zum Stillstand kommen.

Vuoristorata ist eine schöne Holzachterbahn, die während ihrer zweieinhalbminütigen Fahrt eine gute Portion Airtime, Geschwindigkeit und Power bietet. Die 1951 erbaute Bahn ist ein tolles Erlebnis und sollte bei einem Besuch in Helsinki auf keinen Fall verpasst werden.

Kirnu

Eine der interessantesten Achterbahnen von Linnanmäki ist Kirnu. Dieser Intamin Zac Spin ist eines der frühesten Beispiele für einen 4D-Coaster und ähnelt einer großen Murmelbahn. Nach dem Lift rast der Gondelträger auf die Kante zu, stürzt hinunter, trifft auf ein Tal mit überaus hohen Kräften und wendet auf der nächsten Kuppe, während sich die Gondel ungehindert um ihre eigene Achse drehen kann. Normalerweise ist ein Überschlag auf dem letzten Hügel der Fahrt unausweichlich.

Kirnu ist zwar nur eine kurze Fahrt, aber auch eine sehr unberechenbare und heftige dazu. Du solltest die Bahn also besser nicht unterschätzen.

Linnunrata eXtra

Im großen Wasserturm, der mitten im Park steht, kann man die Zierer Familienachterbahn Linnunrata eXtra fahren, die im Jahr 2000 als Space Express eröffnet wurde. Heute ist die Bahn nicht nur nach dem finnischen Wort für Milchstraße benannt, sondern bietet auch VR-Brillen an, was sie zu etwas Besonderem macht. Ich bin die Fahrt ohne die Brille gefahren, was ich sofort bereut habe. Die Gestaltung im Inneren ist dunkel und nicht mehr sichtbar. Die Fahrt selbst ist sehr sanft und daher ohne Überraschungen. Leider hatte ich nicht die Zeit, die Bahn mit der Brille zu testen. Denn kurz nach meiner Fahrt bildete sich eine längere Warteschlange.

Kieputin, Taikacircus und Mustekala

Zurück ans Licht, stoßen wir schnell auf den HUSS Top Spin Kieputin, der eine kurze, aber recht intensive Fahrt bot. In der gleichen Ecke von Linnanmäki kann man mit der Themenfahrt Taikacircus fahren, einen Rundgang durch das nahegelegene Funhouse machen oder am Ende einer Sackgasse auf ein gut verstecktes Schwarzkopf Monster namens Mustekala treffen.

Kingi

Der 75m hohe Freifallturm Kingi hat nicht den besten Ruf unter Freizeitparkfans. Obwohl die Fahrt auf dem in Italien hergestellten Fahrgeschäft einen sehr intensiven Fall bietet, ist das Erlebnis selbst eher ungemütlich. Die Rückhaltesysteme von Moser Rides sind sehr eng und die Sitze sind nicht für Nordeuropäer gemacht, da sie einfach nicht breit genug sind. Wenn du dich also nicht über einen recht langen Zeitraum in die Sitze quetschen willst, solltest du entweder sehr schlank und klein oder noch ein Kind sein.

Magia

Vorbei an dem ebenso hohen Aussichtsturm steigen wir nun auf eine tiefere Ebene hinab, wo uns ein weiteres Fahrgeschäft italienischer Bauart erwartet. Hier finden wir uns allerdings in Sitzen mit etwas zu viel Spielraum wieder. Die Technical Park Bratpfanne Magia bietet einige heftige Drehbewegungen und hohe Kräfte. Es ist eine spaßige Fahrt, die keinen schwindelerregenden Beigeschmack hinterlässt.

Salama

Der Spinning Coaster Salama in Linnanmäki ist ein großartiges Beispiel für eine effiziente Raumnutzung, da er sich direkt auf dem Rapid River Hurjakuru befindet. Als eine der neuesten Spinning Coaster, die in Europa gebaut wurden, bietet sie aber dennoch den Nervenkitzel früherer Maurer-Anlagen wie Tarantula im Parque de Atracciones de Madrid oder Spinball Whizzer in Alton Towers.

Salama beginnt mit einer kurzen Kurve in den Lift. Oben angekommen, starten wir die Abfahrt mit einer engen Kurve, die in einen kurvigen Drop übergeht. Mit viel Schwung durchqueren wir nun das erste Tal und gelangen in den großen Immelmann-Turn, das Hauptelement der Bahn. Kurz darauf erklimmen wir einen Hügel und befinden uns im ersten Blockabschnitt der Strecke. Es folgt ein weiterer Drop, woraufhin wir über einen geneigten Hügel wirbeln. Nach einer weiteren, nach oben führenden Kurve, gelangen wir in die zweite Blockbremse. Von hier an werden die Hügel ein wenig sanfter. Im Zickzack-Stil geht es nun auf den nächsten Blockabschnitt zu. Das Finale der Fahrt besteht aus einer abwärts führenden Kurve, einem kleinen Hügel und einer Kurve mit einer Senke, die in den letzten Bremsabschnitt der Fahrt führt.

Salama ist ein toller Spinning Coaster mit einem hervorragenden Spin. Die Fahrt bietet ein cooles Layout und ein tolles Pacing. Obwohl die Fahrt recht kurz ist, bietet sie einen hohen Wiederholungsfaktor.

Hurjakuru

Etwas, das man auch über Hurjakuru sagen könnte. Der kompakte Rapid River von Intamin bietet eine erfrischende Fahrt durch einen gut thematisierten Tunnel und diversen Stromschnellen entlang zahlreicher Wassereffekte. Außerdem hat man einen hervorragenden Blick auf den Spinning Coaster direkt über einem.

Pikajuna

Ein weiteres Fahrgeschäft, das sich oberhalb des Rapid River befindet, ist der Powered Coaster Pikajuna von Mack Rides. Wie viele andere Achterbahnen dieser Bauart verfügt die Bahn über eine Reihe von Helices und Kurven in einem recht kompakten Layout. Leider ist die Fahrt relativ langsam.

Der Ausgang der Fahrt führt uns direkt zu Tulireki, einem Mack Rides E-Motion Coaster. Der Prototyp dieser Achterbahnart ist eine schaukelnde Sensation, da das Fahrzeug sowohl vorwärts und rückwärts, als auch seitwärts schaukeln kann. Heutzutage ist nur noch das seitliche Schaukeln vorhanden.

Tulireki

Die Fahrt beginnt gleich nach einer kurzen Kurve mit der Auffahrt des sehr steilen Lifts. Oben angekommen, können wir während unserer Fahrt durch die leichten Haarnadelkurven den Blick auf Helsinki genießen. Nach der ersten Blockbremse geht es im größten Drop der Fahrt schnell bergab. Die folgende Steigung führt uns in eine Spirale, bevor wir in luftiger Höhe die Richtung wechseln. Eine nach unten führende Linkskurve geht schnell in eine Rechtskurve über und dann auch schon in den zweiten Bremsabschnitt der Bahn. Weiter geht es auf Tulireki mit einer leicht nach unten führenden Kurve nach links in eine nach oben führende Kurve nach rechts. Kurz darauf finden wir uns in der Schlussbremse der Achterbahn wieder.

Tulireki ist eine lustige kleine Achterbahn, wenn man denn ganz vorne im Fahrzeug sitzt, ansonsten ist die Fahrt sehr holprig und nicht wirklich zufriedenstellend. Es war ein guter Versuch des Herstellers; die neue Fahrweise zumindest konnte halt irgendwie niemanden so wirklich überzeugen.

Taiga

Gleich nebenan konnte man bis zum Ende der Saison 2017 die Wasserachterbahn Vonkaputous von Premier Rides fahren. Heutzutage wird dieser Platz von Taiga genutzt, dem großen Intamin LSM Launch Coaster, der seit Juni 2019 Linnanmäki dominiert.

Die Fahrt auf der Taiga beginnt mit einem Abschuss in die erste Inversion. Dabei handelt es sich im Grunde um einen überdimensionalen Korkenzieher, wobei der Einstieg in das Element durch eine Drehung nach rechts beim Erklimmen eines Hügels eingeleitet wird. Laut der Achterbahndatenbank (rcdb.com) ist dieses Element ein Zero-G Winder. Mit viel Schwung rast man nun durch das Tal und schwenkt in einer großen Rechtskurve über Berg und Tal. Auf der Kuppe eines Hügels wechseln wir schnell die Richtung und sausen am Boden entlang. Nach einem weiteren Richtungswechsel ist der zweite Abschussbereich erreicht, und wir beschleunigen dem nächsten Element entgegen: einem 52 m hohen Top Hat.

Mit einem grandiosen Blick auf die Stadt Helsinki tauchen wir nun hinunter zur Achterbahn Pikajuna. In einem invertierten Airtime-Hügel überqueren wir dann die Achterbahn Tulireki und erleben dabei einen Moment purer Freude, bevor wir uns wieder dem Boden zudrehen. Im nächsten Tal erreichen wir unsere Höchstgeschwindigkeit von 106 km/h. Nachdem wir einen Bunny Hop überflogen haben, nehmen wir Kurs nach oben und wechseln in einem Immelmann die Richtung. Anschließend klettern wir in einer Linkskurve einen S-Hügel empor, gefolgt von einer Rechtskurve. Mit reduzierter Geschwindigkeit schwenken wir nun ein Stück von links nach rechts, bevor wir uns ein weiteres Mal in die Tiefe stürzen. Auf einem Airtime-Hügel geht es in eine ansteigende Linkskurve über, welche uns in die letzte Inversion der Fahrt entlässt: eine Heartline-Roll. Eine weitere Rechtskurve führt uns dann in die Bremsen und kurz darauf ist die Fahrt auch schon zu Ende.

Taiga ist genial. Die Bahn ist einfach grandios und das Layout ist schlichtweg perfekt. Intamin hat einen unglaublich guten Job gemacht, indem sie ihr Meisterstück aus dem Phantasialand mit ein paar neuen Elementen und einer Reihe von hervorragenden Inversionen versehen haben.

Bilder Linnanmäki

Fazit Linnanmäki

Linnanmäki ist ein toller Vergnügungspark und einer der besten Tivoli, die ich bisher besucht habe. Die Atmosphäre innerhalb des Parks ist großartig und die Attraktionen sind einfach klasse. Man kann schlichtweg keinen besseren Tag in einem Vergnügungspark haben und gleichzeitig eine große Kinderhilfestiftung unterstützen. Man tut etwas Gutes, während man Spaß hat und das ist etwas, das man nicht so oft findet.


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Klugheims wilde Achterbahnen

Klugheim im Phantasialand

Verjüngungskuren sind auf Grund des begrenzten Platzangebots keine Seltenheit im Phantasialand, eine komplette Umgestaltung eines Themenbereichs, welcher zuletzt nur durch die schnarchlangweilige Themenfahrt Silbermine für Besucher mit einem großen Hang zu alten Zeiten relevant war, gehört gewiss dazu. Dennoch schien man an alten stilprägenden Ikonen zu hängen, auch wenn diese vor lange Zeit durch ein Feuer komplett zerstört wurden, denn das Multi-Millionen-Euro-Projekt Klugheim mit den beiden Achterbahnen Taron und Raik in eindrucksvoller Kulisse erinnert doch stark an den Bereich rund um die legendäre Achterbahn Gebirgsbahn und ihrer kleinen Schwester, der Grand Canyon Bahn.

Dass man damit alles richtig gemacht hat ist mehr oder weniger eindeutig, sobald man einen der zahlreichen Zugänge zum Bereich betreten hat und sich von der atemberaubenden Kulisse überwältigen lässt. Nun könnte man über die Basaltfelsenformationen oder die zahlreichen Holzbauten schwärmen, an denen sich die schwarzen Schienen beider Achterbahnen vorbeischlängeln und sich dabei zahlreich überkreuzen, was sicherlich seine Berechtigung hat, aber in sehr vielen Foren und den parkeigenen Blogeinträgen bereits ausführlich diskutiert wurde; mein Highlight bleibt dabei jedoch das grandiose Essen, welches man in Rutmors Taverne, dem äußerst nett gestalteten Restaurant des Themenbereichs, zu normalen Preisen bekommen kann und welches den sonstigen Angeboten in Freizeitparks beliebiger Größe gehörig den Allerwertesten versohlt. Wie bereits erwähnt, muss man sich in diesen Bereich schlichtweg verlieben. Eine Achterbahn bedarf es dazu eigentlich nicht, aber der Ausblick auf gleich zwei davon lässt das Enthusiastenherz laut pochen und den Eigentümer dessen schnurstracks in Richtung einer der Eingänge gehen.

Raik

Die kleinere Anlage der beiden Achterbahnen nennt sich Raik, ist aus niederländischer Produktion des Herstellers Vekoma und weist als Achterbahn vom Typ Family Boomerang eine obligatorische Vorwärts- und Rückwärtsfahrt auf; leider aber auch eine stets recht lange Warteschlange dafür, weswegen sich ein Besuch erst zu den späteren Öffnungsstunden wirklich lohnt, wenn auch wirklich jeder andere bereits seine Runde auf der Achterbahn gedreht hat.

Dabei gibt es über die Fahrt kaum etwas zu meckern und nachdem man die Warteschlange hinter sich gelassen hat, geht es auch zügig den Reibradlift empor. Rückwärts auf die Ausgangshöhe von 25m gebracht wird der Zug kurz an Ort und Stelle gehalten, während die Reibradpaare mechanisch auseinander gedrückt werden. Nach der Freigabe des Zuges rast dieser den Hügel hinunter und sogleich durch die Station hindurch. Nach einem kurzen Hügel, welcher eine knackige Abwärtshelix einleitet wird der tiefste Punkt der Anlage erreicht. Mit nun 62 km/h schießt der Wagenverbund durch den Kanal, welcher in einer Linkskurve verlassen wird. Über einen kurzen Umschwung nähert man sich dem Lifthügel, wonach man auf der Parallelstrecke zu diesem, zumindest in der Theorie, über ein zweites Reibradpaar, erneut an potentieller Energie gewinnt. Der Rückwärtspart wird nun etwas langsamer durchfahren, weswegen auch die Kräfte nicht ganz so ausgeprägt sind wie auf der Hinfahrt.

Raik ist eine überaus nette Familienachterbahn, die trotz ihrer beiden (Welt-)Rekorde als höchste und schnellste Anlage ihrer Art, nicht ganz an die Fahreigenschaften des Prototypen Ben 10 – Ultimate Mission aus dem englischen Freizeitpark Drayton Manor herankommt, da diese durch ihr deutlich kompakteres Layout und der damit verbundenen dynamischeren Fahrweise schlichtweg etwas mehr überzeugt. Dennoch kann man sich kaum eine bessere Achterbahn vorstellen um die nächste Generation ans Achterbahnfahren zu gewöhnen.

Taron

Sobald diese dann alt und vor allem groß genug ist, steht der zweiten Achterbahn dieses Bereichs nichts mehr im Wege. Sobald man die schöne Queue und den darin inkludierten äußerst trostlosen Open-Air-Warteplatz, mit immerhin nun einigen wenigen Schattenspendern, hinter sich gelassen hat und sich nun für eine Fahrt im hinten Teil des Zuges oder, bei meist derselben Wartezeit, ersten Reihe entschieden hat, kann die Fahrt auf Taron auch sogleich beginnen.

Die Fahrt auf Taron

In einer Rechtskurve verlässt man die Station, woraufhin sich der Zug alsbald auf der Warteposition für den kommenden Abschuss befindet. Sobald der Streckenabschnitt freigegeben, wird der Zug mit ordentlich Druck beschleunigt und rast sogleich eine rechtsführende Steilkurve empor. Diese entpuppt sich rasch als leicht übergeneigtes Wendemanöver, welches den Zug in luftiger Höhe in Richtung eines äußerst schicken Camelbacks schickt, welcher einen mit außerordentlicher Ejector-Airtime aus dem Sitz befördert. Mit einem riesigen Grinsen im Gesicht führt einen der Wagenverbund gekonnt durch eine enge Linkskurve, just bevor im folgenden Umschwung ein sehr überraschendes Highlight auf die Besucher entgegenkommt. Der, noch recht junge, Bock versucht den fahrwilligen Parkbesucher dabei seitlich aus dem Zug zu schmeißen. Quelle surprise exceptionelle! Hieraus schießt der Zug durch eine weite Rechtskurve und passiert darauf zwei gemächlicher durchfahrene Umschwünge in unmittelbarer Anordnung. Nach dem zweiten Umschwung zeigt man sich einmal kurz in der Ecke um die Achterbahn Raik, ehe man sich in leichter Bayernkurvenmanier von der Anlage abwendet. Hieran schließt sich eine Linkskurve an, die in einem kurzen Zickzackteil überleitet. Eine weitere Linkskurve führt den Wagen in eine Grube hinab und beendet damit den ersten Teil der Fahrt.

Im Gegensatz zur Achterbahn Lost Gravity aus dem flevoländischen Freizeitpark Walibi Holland, die eine ähnliche Zweiteilung der Fahrt aufweisen kann, beginnt der zweite Akt der Fahrt mit einem überragenden Highlight, ähnlich dem Song „Totale Finsternis“ aus dem Musical Tanz der Vampire oder dem „Maskenball“ aus Phantom der Oper. Generell kann man Taron mühelos mit einem guten Theaterstück vergleichen, nur das man es hier eher englisch betrachtet und auf eine Pause verzichtet.

Mit erhabener Wucht wird der Zug nun mittels einer zweiten Abschussstrecke, aus der Fahrt heraus, auf seine Höchstgeschwindigkeit von 117 km/h gebracht. Daraufhin schießt dieser eine sehr steile Linkskurve empor. An der höchsten Stelle des Layouts angekommen bleibt einen kaum Zeit zum Luftholen, denn die kurvenreiche Schussfahrt folgt im Nu. Dabei führen mehrere kurze Richtungswechsel, bei beständiger Neigung, zu einer raschen Abfahrt, ehe man sich mit einer ordentlichen Querneigung in den Abgrund wirft. Auf dem darauffolgenden Hügel versucht einen der Bock erneut seitlich abzuwerfen, doch auch dieser Versuch scheitert. Aller guten Dinge sind drei, weswegen sich der darauffolgende Umschwung ebenfalls genauso wild fährt. Hierauf überquert man relativ gemäßigt eine Rechtskurve, oberhalb der Köpfe der entschlossenen Fahrwilligen innerhalb der Warteschlange. Ein letzter gemächlicher Umschwung leitet die letzte Linkskurve der Fahrt ein. Auf dem einzigen geradlinigen Streckenabschnitt, abseits der Station-, Abschuss- und Bremsstrecken, überquert man zwei Hügel, auf denen die Geschwindigkeit jedoch recht stark reduziert wird und ein Abheben aus dem Sitz leider nicht stattfindet. Diese, einzige, Schwachstelle des Layouts wird mit der anschließenden und recht engen Rechtskurve gekonnt kompensiert, woraufhin auch gleich die Bremsen der Achterbahn Taron erreicht sind.

Fazit Taron

Taron ist eine wirklich starke Achterbahn und zweifelsohne die beste Achterbahn Deutschlands. Sie steht hierzulande derzeit ohne Konkurrenz dar, da ja auch der Holzgigant aus der Lüneburger Heide mehr schwächelt als läuft und seine Zukunft ungewiss ist; ansonsten wäre Taron nur die beste Stahlachterbahn des Landes, aber wer möchte da noch in kleinen Nuancen unterscheiden? Der Firma Intamin ist mal wieder ein großer Coup gelungen, welcher vom Phantasialand, abseits von der fragwürdigen Rekord-Vermarktung, überragend inszeniert wurde. Die Erwartungshaltung bei kommenden Projekten ist mal wieder um eine Messlatte höher gesetzt worden; mal sehen, wie die anderen Parks (abseits des bereits bekannten Star Trek Coasters des Movie Park Germany) reagieren werden.

Bilder Phantasialand 2011 – 2016

 


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