Ein kurzer Besuch in Helsinkis Tivoli

Linnanmäki

Die Geschichte von Linnanmäki beginnt im Jahr 1907. In ganz Finnland wurden Veranstaltungen zum Kindertag organisiert, um Geld für die Kinderfürsorge zu sammeln. Zunächst fanden die Veranstaltungen unregelmäßig statt, ab 1945 wurde der Kindertag jedoch zu einer regelmäßigen jährlichen Veranstaltung. Im Jahr 1950 schlossen sich sechs Kinderschutzorganisationen in der Stiftung Children’s Day zusammen und eröffneten den Vergnügungspark Linnanmäki.

Ukko

Wenn man sich Linnanmäki nähert, ist eines der ersten Fahrgeschäfte, das man sieht, die Achterbahn Ukko – ein Maurer Sky Wheel, das den Eingangsbereich des Parks überragt. Diese Bahn verfügt über einen Vertikallift, der in das Skyloop-Element übergeht.

Das Sky Wheel selbst ist ein Achterbahnerlebnis, das sich nur schwer beschreiben lässt. In dem Moment, bevor man kopfüber aus dem Aufzug entlassen wird, stellt sich ein seltsames Gefühl im Magen ein, das sich innerhalb der ersten Rolle wieder normalisiert. Es folgt eine Abfahrt mit hohen Fliehkräften im Tal, bevor man kurz darauf wieder rückwärts durch das Tal rauscht, um das Skyloop-Element teilweise zu erklimmen. Nach einer weiteren Durchfahrt durch die Station kommt das Fahrzeug auf dem Lift der Bahn abrupt zum Stehen und wird dann wieder in die Station abgesenkt.

Um ehrlich zu sein, bin ich kein großer Fan von den Sky Wheels von Maurer. Das Erlebnis ist gut, versteht mich nicht falsch, aber sie sind nicht meine Art von Achterbahn. Das Gefühl, kopfüber in einer Höhe von 46m zu hängen, nur gehalten von einem Schoßbügel, ist seltsam und nicht sehr angenehm und der Rest der Fahrt ist nur okay.

Raketi und Vuoristorata

Vorbei an dem großartigen S&S Space Shot Freifallturm Raketi geht es nun in Richtung der ältesten Achterbahn von Linnanmäki: Vuoristorata. Der Name bedeutet auf Finnisch übersetzt oder besser gesagt definiert den Begriff Achterbahn. Sie ist die letzte der vier Scenic Railways von Valdemar Lebesch, der auch die beiden Rutschebanen von Bakken und Tivoli Gardens in Kopenhagen gebaut hat.

Die Fahrt auf der Vuoristorata beginnt mit einer langgezogenen Kurve nach links, bevor der Zug in den Lift einfährt. Mit einem tollen Blick auf die Achterbahn Ukko direkt vor uns, geht es schnell nach oben. Es folgt eine weitere Linkskurve, bevor wir in einem großen Gefälle Richtung Boden rauschen. Nun durchqueren wir die Achterbahn einmal diagonal und erklimmen dabei einen Hügel. Am vorderen Ende der Bahn wenden wir nun in einer nach rechts führenden Kurve. Auf dem nun folgenden Double Down heben wir ein wenig ab, bevor wir über einen großen Camelback rasen. Auf der anderen Seite der Bahn geht es nun wieder in eine Linkskurve. Es folgt ein weiterer Double Down, der in einen weiteren Camelback führt. Auf dem nächsten Hügel nehmen wir sanft eine weitere Kurve. Parallel zum Lift leiten wir nun das große Finale ein. Dabei tauchen wir nach einem weiteren Camelback in einen Tunnel ein. In der Dunkelheit passieren wir nun die letzte Kurve, bevor wir die Station der Bahn erreichen und zum Stillstand kommen.

Vuoristorata ist eine schöne Holzachterbahn, die während ihrer zweieinhalbminütigen Fahrt eine gute Portion Airtime, Geschwindigkeit und Power bietet. Die 1951 erbaute Bahn ist ein tolles Erlebnis und sollte bei einem Besuch in Helsinki auf keinen Fall verpasst werden.

Kirnu

Eine der interessantesten Achterbahnen von Linnanmäki ist Kirnu. Dieser Intamin Zac Spin ist eines der frühesten Beispiele für einen 4D-Coaster und ähnelt einer großen Murmelbahn. Nach dem Lift rast der Gondelträger auf die Kante zu, stürzt hinunter, trifft auf ein Tal mit überaus hohen Kräften und wendet auf der nächsten Kuppe, während sich die Gondel ungehindert um ihre eigene Achse drehen kann. Normalerweise ist ein Überschlag auf dem letzten Hügel der Fahrt unausweichlich.

Kirnu ist zwar nur eine kurze Fahrt, aber auch eine sehr unberechenbare und heftige dazu. Du solltest die Bahn also besser nicht unterschätzen.

Linnunrata eXtra

Im großen Wasserturm, der mitten im Park steht, kann man die Zierer Familienachterbahn Linnunrata eXtra fahren, die im Jahr 2000 als Space Express eröffnet wurde. Heute ist die Bahn nicht nur nach dem finnischen Wort für Milchstraße benannt, sondern bietet auch VR-Brillen an, was sie zu etwas Besonderem macht. Ich bin die Fahrt ohne die Brille gefahren, was ich sofort bereut habe. Die Gestaltung im Inneren ist dunkel und nicht mehr sichtbar. Die Fahrt selbst ist sehr sanft und daher ohne Überraschungen. Leider hatte ich nicht die Zeit, die Bahn mit der Brille zu testen. Denn kurz nach meiner Fahrt bildete sich eine längere Warteschlange.

Kieputin, Taikacircus und Mustekala

Zurück ans Licht, stoßen wir schnell auf den HUSS Top Spin Kieputin, der eine kurze, aber recht intensive Fahrt bot. In der gleichen Ecke von Linnanmäki kann man mit der Themenfahrt Taikacircus fahren, einen Rundgang durch das nahegelegene Funhouse machen oder am Ende einer Sackgasse auf ein gut verstecktes Schwarzkopf Monster namens Mustekala treffen.

Kingi

Der 75m hohe Freifallturm Kingi hat nicht den besten Ruf unter Freizeitparkfans. Obwohl die Fahrt auf dem in Italien hergestellten Fahrgeschäft einen sehr intensiven Fall bietet, ist das Erlebnis selbst eher ungemütlich. Die Rückhaltesysteme von Moser Rides sind sehr eng und die Sitze sind nicht für Nordeuropäer gemacht, da sie einfach nicht breit genug sind. Wenn du dich also nicht über einen recht langen Zeitraum in die Sitze quetschen willst, solltest du entweder sehr schlank und klein oder noch ein Kind sein.

Magia

Vorbei an dem ebenso hohen Aussichtsturm steigen wir nun auf eine tiefere Ebene hinab, wo uns ein weiteres Fahrgeschäft italienischer Bauart erwartet. Hier finden wir uns allerdings in Sitzen mit etwas zu viel Spielraum wieder. Die Technical Park Bratpfanne Magia bietet einige heftige Drehbewegungen und hohe Kräfte. Es ist eine spaßige Fahrt, die keinen schwindelerregenden Beigeschmack hinterlässt.

Salama

Der Spinning Coaster Salama in Linnanmäki ist ein großartiges Beispiel für eine effiziente Raumnutzung, da er sich direkt auf dem Rapid River Hurjakuru befindet. Als eine der neuesten Spinning Coaster, die in Europa gebaut wurden, bietet sie aber dennoch den Nervenkitzel früherer Maurer-Anlagen wie Tarantula im Parque de Atracciones de Madrid oder Spinball Whizzer in Alton Towers.

Salama beginnt mit einer kurzen Kurve in den Lift. Oben angekommen, starten wir die Abfahrt mit einer engen Kurve, die in einen kurvigen Drop übergeht. Mit viel Schwung durchqueren wir nun das erste Tal und gelangen in den großen Immelmann-Turn, das Hauptelement der Bahn. Kurz darauf erklimmen wir einen Hügel und befinden uns im ersten Blockabschnitt der Strecke. Es folgt ein weiterer Drop, woraufhin wir über einen geneigten Hügel wirbeln. Nach einer weiteren, nach oben führenden Kurve, gelangen wir in die zweite Blockbremse. Von hier an werden die Hügel ein wenig sanfter. Im Zickzack-Stil geht es nun auf den nächsten Blockabschnitt zu. Das Finale der Fahrt besteht aus einer abwärts führenden Kurve, einem kleinen Hügel und einer Kurve mit einer Senke, die in den letzten Bremsabschnitt der Fahrt führt.

Salama ist ein toller Spinning Coaster mit einem hervorragenden Spin. Die Fahrt bietet ein cooles Layout und ein tolles Pacing. Obwohl die Fahrt recht kurz ist, bietet sie einen hohen Wiederholungsfaktor.

Hurjakuru

Etwas, das man auch über Hurjakuru sagen könnte. Der kompakte Rapid River von Intamin bietet eine erfrischende Fahrt durch einen gut thematisierten Tunnel und diversen Stromschnellen entlang zahlreicher Wassereffekte. Außerdem hat man einen hervorragenden Blick auf den Spinning Coaster direkt über einem.

Pikajuna

Ein weiteres Fahrgeschäft, das sich oberhalb des Rapid River befindet, ist der Powered Coaster Pikajuna von Mack Rides. Wie viele andere Achterbahnen dieser Bauart verfügt die Bahn über eine Reihe von Helices und Kurven in einem recht kompakten Layout. Leider ist die Fahrt relativ langsam.

Der Ausgang der Fahrt führt uns direkt zu Tulireki, einem Mack Rides E-Motion Coaster. Der Prototyp dieser Achterbahnart ist eine schaukelnde Sensation, da das Fahrzeug sowohl vorwärts und rückwärts, als auch seitwärts schaukeln kann. Heutzutage ist nur noch das seitliche Schaukeln vorhanden.

Tulireki

Die Fahrt beginnt gleich nach einer kurzen Kurve mit der Auffahrt des sehr steilen Lifts. Oben angekommen, können wir während unserer Fahrt durch die leichten Haarnadelkurven den Blick auf Helsinki genießen. Nach der ersten Blockbremse geht es im größten Drop der Fahrt schnell bergab. Die folgende Steigung führt uns in eine Spirale, bevor wir in luftiger Höhe die Richtung wechseln. Eine nach unten führende Linkskurve geht schnell in eine Rechtskurve über und dann auch schon in den zweiten Bremsabschnitt der Bahn. Weiter geht es auf Tulireki mit einer leicht nach unten führenden Kurve nach links in eine nach oben führende Kurve nach rechts. Kurz darauf finden wir uns in der Schlussbremse der Achterbahn wieder.

Tulireki ist eine lustige kleine Achterbahn, wenn man denn ganz vorne im Fahrzeug sitzt, ansonsten ist die Fahrt sehr holprig und nicht wirklich zufriedenstellend. Es war ein guter Versuch des Herstellers; die neue Fahrweise zumindest konnte halt irgendwie niemanden so wirklich überzeugen.

Taiga

Gleich nebenan konnte man bis zum Ende der Saison 2017 die Wasserachterbahn Vonkaputous von Premier Rides fahren. Heutzutage wird dieser Platz von Taiga genutzt, dem großen Intamin LSM Launch Coaster, der seit Juni 2019 Linnanmäki dominiert.

Die Fahrt auf der Taiga beginnt mit einem Abschuss in die erste Inversion. Dabei handelt es sich im Grunde um einen überdimensionalen Korkenzieher, wobei der Einstieg in das Element durch eine Drehung nach rechts beim Erklimmen eines Hügels eingeleitet wird. Laut der Achterbahndatenbank (rcdb.com) ist dieses Element ein Zero-G Winder. Mit viel Schwung rast man nun durch das Tal und schwenkt in einer großen Rechtskurve über Berg und Tal. Auf der Kuppe eines Hügels wechseln wir schnell die Richtung und sausen am Boden entlang. Nach einem weiteren Richtungswechsel ist der zweite Abschussbereich erreicht, und wir beschleunigen dem nächsten Element entgegen: einem 52 m hohen Top Hat.

Mit einem grandiosen Blick auf die Stadt Helsinki tauchen wir nun hinunter zur Achterbahn Pikajuna. In einem invertierten Airtime-Hügel überqueren wir dann die Achterbahn Tulireki und erleben dabei einen Moment purer Freude, bevor wir uns wieder dem Boden zudrehen. Im nächsten Tal erreichen wir unsere Höchstgeschwindigkeit von 106 km/h. Nachdem wir einen Bunny Hop überflogen haben, nehmen wir Kurs nach oben und wechseln in einem Immelmann die Richtung. Anschließend klettern wir in einer Linkskurve einen S-Hügel empor, gefolgt von einer Rechtskurve. Mit reduzierter Geschwindigkeit schwenken wir nun ein Stück von links nach rechts, bevor wir uns ein weiteres Mal in die Tiefe stürzen. Auf einem Airtime-Hügel geht es in eine ansteigende Linkskurve über, welche uns in die letzte Inversion der Fahrt entlässt: eine Heartline-Roll. Eine weitere Rechtskurve führt uns dann in die Bremsen und kurz darauf ist die Fahrt auch schon zu Ende.

Taiga ist genial. Die Bahn ist einfach grandios und das Layout ist schlichtweg perfekt. Intamin hat einen unglaublich guten Job gemacht, indem sie ihr Meisterstück aus dem Phantasialand mit ein paar neuen Elementen und einer Reihe von hervorragenden Inversionen versehen haben.

Bilder Linnanmäki

Fazit Linnanmäki

Linnanmäki ist ein toller Vergnügungspark und einer der besten Tivoli, die ich bisher besucht habe. Die Atmosphäre innerhalb des Parks ist großartig und die Attraktionen sind einfach klasse. Man kann schlichtweg keinen besseren Tag in einem Vergnügungspark haben und gleichzeitig eine große Kinderhilfestiftung unterstützen. Man tut etwas Gutes, während man Spaß hat und das ist etwas, das man nicht so oft findet.


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Unterwegs mit dem Loopinggrufti

Vorwort

Eines Tages erreichte mich eine E-Mail von Michael Singer – in der Freizeitparkszene vielen besser bekannt als Loopinggrufti – mit Bezug auf das Überschlagskarussell Vertigo, welches hier im Freizeitpark Tivoli Gardens seine Runden dreht. Da er vor einigen Jahren bereits vor der Anlage stand, war es ihm ein großes Anliegen nun endlich mal in die Anlage zu steigen. Wir unterhielten uns und nach einiger Zeit kam es wie es kommen musste und wir fuhren gemeinsam nach Kopenhagen.

Gebucht haben wir das Tivoli All-Inclusive Package des Tivoli Hotels. Auch wenn der Name es andeutet, das Hotel befindet sich nicht am Park, sondern einige Straßen vom Park entfernt. Angereist sind wir mit dem Flixbus ab Hamburg, was (sofern die Route über die Fährverbindung Puttgarten – Rødby geht) eine durchaus kostengünstige und angenehme Verbindung ist. Zurück ging es jedoch über die Storebælt Brücke, wodurch die Fahrt eher einer Tortur ohne Pause glich. Kaum im Hotel angekommen ging es sogleich in den Freizeitpark.

Tivoli Gardens

Ruckzuck wurde das Objekt der Begierde angesteuert. Kurze Zeit später zeigte sich Michael restlos begeistert. Zwar verzichtet der Tivoli mittlerweile bei seinem verrückten Propeller auf das Rückwärtsfahrprogramm, dennoch wusste das Fahrgeschäft weiterhin durch seine vielfältige Fahrt zu überzeugen. Über den Lauf des Tages folgten dementsprechend noch weitere Runden. Am Ende des Tages schlichen wir uns sogar noch in die Warteschlange, was jedoch auffiel. Kurz darauf wurde diese aber noch einmal geöffnet, wodurch wir uns auch ganz legal dazustellen konnten.

Kamelen

Direkt nebenan wurde in diesem Jahr die Achterbahn Kamelen auf dem Platz der Achterbahn Karavanen errichtet. Somit ist Kamelen bereits die zweite Iteration der Achterbahn Mariehønen hier im Park, welche im Jahr 1974 diese Achterbahngattung aus dem Hauses Zierer maßgeblich prägte. Zwar heißt das Modell heutzutage nicht mehr Tivoli Coaster, doch das Layout hat den Test der Zeit mit Bravour bestanden.

Fata Morgana

Etwas was man vom HUSS Condor eventuell nicht hätte sagen können, denn mit der Zeit sind viele Fahrgeschäfte dieses Hochfahrgeschäftsklassikers aus den 80er Jahren von der Bildfläche verschwunden. Doch plötzlich tauchte 2014 ein neues Modell in einem chinesischen Freizeitpark auf. Einige Jahre später entschied sich auch der Tivoli mit Fata Morgana nachzuziehen. Somit ist das Fahrgeschäft das erste seiner Art in Europa. Neben dem klassischen Gondeldesign verfügt das Modell auch über zwei starre Gondelringe – ganz ähnlich dem Intamin Spinning Star des Cosmo’s World Theme Park in Kuala Lumpur – mit nach außen gerichteter Fahrweise. Diese Gondeln wurden dann in diesem Jahr noch mit einer neuen Hubtechnik bestückt, wodurch eine zusätzliche Wippbewegung innitiert wird.

Die Fahrt ist dadurch schlichtweg grandios. Die Aussicht auf die Stadt Kopenhagen ist genial und durch das Wippen der Gondel ist auch das Fahrerlebnis eine gelungene Mischung aus Thrill und Entspannung. Jedoch bezieht sich das Lob nur auf diese Variante der Fahrt, denn die andere Fahrvariante hinkt dem Original ziemlich hinterher. Man fährt eher ruckhaft und knallt dauerhaft in den oberen und unteren Anschlag der nun mechanisch (statt hydraulisch) kontrollierten Schwungbahn. Das ist schade, denn ansonsten wäre so ein HUSS Condor der zweiten Generation mit den gemischten Gondeln definitiv eine Empfehlung an viele andere Freizeitparks, so aber bleibt nur der Rat zu der eher „thrilllastigen“ Gondelart.

Tik Tak

Ob man das ganze auch zum Mondial Shake Tik Tak sagen kann? Dieses Fahrgeschäft ersetzte in diesem Jahr den alten, aber überaus schicken, HUSS Break Dance Snurretoppen. Während sich das alte Fahrgeschäft recht offen präsentierte erhielt der Shake ein Dach, welches durch ein riesigen Uhrwerk ein wirklich schicker Hingucker ist. Die Gondeln sind wiederum recht ausführlich gestaltet und sind kleine Zeitmaschinen. Die Fahrt selbst ist rasant, wenn auch sehr überschlagsarm.

VR auf Dæmonen

Eine weitere Neuheit für mich war der VR-Film auf der B&M Achterbahn Dæmonen. Der gezeigte Film ist eine exclusiv fürs Tivoli angefertigt und zeigt auf eine sehr künstlerische Art und Weise den Kampf eines chinesischen Drachens mit einem Dämonen. Das ganze gipfelt in einem Feuerwerk, woraufhin man sich auf einem chinesischen Neujahrsfest befindet. Leider ist Dæmonen eine sehr intensive Achterbahn, wodurch das Headset durch den Hebel recht stark auf den Kopf drückt. Ansonsten ist Dæmonen in der VR-Variante definitiv eine Erfahrung wert, zumal die Grafik des Films hochwertig ist und nicht einem 20 Jahre alten Computerspiel gleicht. Das hat man echt gut gemacht, dementsprechend ist das Erlebnis definitiv eine Empfehlung, auch wenn es unbequem sein kann.

Bilder Tivoli Gardens

Schlusswort

Generell ist der Besuch im Tivoli immer eine Empfehlung. Am 06.12.2019 öffnet im Übrigen die neue Achterbahn Mælkevejen. Diese ersetzt die Achterbahn Odinexpressen, welche 33 Jahre lang die Besuch im Tivoli Gardens unterhielt. Zu unserem Besuch war jedoch noch nichts zu sehen, die Bilder auf der Rcdb versprechen jedoch eine genauso lustige Fahrt, wie es der alte Powered Coaster zuvor tat.

 

Was ist eure Meinung zum Technical Park Flying Fury Vertigo und dem VR-Film auf der Achterbahn Daemonen?  Schreibt sie einfach in das Kommentarfeld unter dem Bericht oder besucht unsere Social-Media-Kanäle:

 

          


Ein Spaß für die ganze Familie

Parc des Combes

Wenn die Spurweiten einiger Modelleisenbahner zu groß werden, dann kann auch ein Freizeitpark daraus entstehen. So in etwa kann man die Geschichte des Parc des Combes zusammenfassen. Im Jahr 1985 entschieden sich Modeleisenbahner aus Le Creusot und der lokale Politiker, sowie spätere Präsident der NPO Chemin de Fer Touristique des Combes, Serge Chevalier die alte Trasse der Chemin de Fer des Crouillottes wieder aufleben zu lassen.

Ursprünglich diente die Strecke dazu Schlacke der Hochöfen der Usines Schneider auf das Plateau de la Combe zu befördern und dort zu entsorgen. Bereits in den 50er Jahren wurde diese jedoch stillgelegt und zurückgebaut. Nun galt es also die Strecke neu zu verlegen. Die Gleise, Schienen und Schwellen wurden dabei der Creusot-Loire entnommen – einem kurz zuvor Konkurs gegangenen Stahlunternehmen. Fünf Jahre später erfolgte dann die Eröffnung des ersten Abschnitts mit einer Streckenlänge von 2,5 km vom Bahnhof Parc des Combes bis hinunter zur Combe Denis. Der heutige Streckenrundkurs des Train des Combes von 5,2 km wurde fünf Jahre später fertiggestellt. Weiterhin erfolgte die Errichtung eines Bahnhofs im Stadtzentrum von Le Creusot, unweit des eigentlichen Bahnhofs der SNCF und damit verbunden der Bau des dritten Abschnittes, welcher dann im Jahr 1999 abgeschlossen werden konnte. In den französischen Sommerferien besteht seither die Möglichkeit mit dem Train des Deux Vallées auf einer Streckenlänge von 10 km vom Stadtzentrum hinauf zum Freizeitpark zu fahren. Zusätzlich besteht an ausgewählten Tagen im Juli die Möglichkeit mit einer Dampfeisenbahn zu fahren.

1996 erfolgte die Errichtung einer Sommerrodelbahn aus dem Hause Wiegand. Der Erfolg der Luge d’été setzte das Fundament für die heutige Ausrichtung des Parks. Im Jahr 2003 folgte dann mit dem Déval’Train eine Familienachterbahn des niederländischen Herstellers Vekoma. Die Folgejahre sind geprägt von kleineren Neuheiten, ehe man dann mit dem Alpine Coaster 2007 neue Maßstäbe in den Besucherzahlen setzten konnte. 2011 präsentierte man mit dem Boomerang eine Neuentwicklung aus dem Hause Vekoma, die den Parc des Combes auch überregional bekannt machte. 2013 folgte mit dem interaktiven Überschlagsfahrgeschäft L’Escadrille ebenfalls eine Neuentwicklung aus dem Hause Technical Park. Das muss den Franzosen gefallen haben, andernfalls ist der Folgeschritt für einen Park dieser Größe kaum zu erklären, denn 2017 zog mit Canad’R ein Flying Fury in den Park ein. Wohlgemerkt eine von insgesamt nur zwei Anlagen. Vraiment magnifique!

Bevor wir uns nun daran wagen den Berg hinauf zum Selbststeuerpropeller zu besteigen, heißt es erst einmal uns mit dem Pass Partout auszustatten, dem all-you-can-ride Whistband des Parks ganz ähnlich denen eines Tivolis. Es gäbe natürlich auch die Möglichkeit Einzeltickets zu kaufen, was sich jedoch wirklich nur lohnt, wenn man für bis zu vier Fahrten in den Parc des Combes gekommen ist und einem der Train Touristique nicht interessiert. Natürlich kann man für die Zugfahrt ebenfalls ein Sonderticket kaufen, wenn einem der Freizeitpark nicht anspricht. Der eigentliche Eintritt ist frei.

Alpine Coaster

Vorbei am Bahnhof des Combes, welches die Parkgastronomie beinhaltet und einer Vielzahl kleinerer Kinderfahrgeschäfte bahnen wir uns unseren Weg zu den beiden Rodelbahnen. Wir reihen uns in die linke Warteschlange ein und sitzen sogleich als erster Fahrgast des Tages im Alpine Coaster.

Während der Auffahrt haben wir einen hervorragenden Blick auf die noch anstehenden Attraktionen, allen voran dem Canad’R. Oben angekommen nehmen wir in mehreren kleinen Zickzackkurven stetig an Geschwindigkeit zu. In den nachfolgenden Serpentinenkurven überqueren wir mehrere kleinere Wellen, die uns etwas aus dem Sitz heben lassen. Kurz darauf rasen wir einer Helix entgegen. Mit nun ausgeprägter Geschwindigkeit brettern wir durch eine langgezogene Linkskurve und alsbald über einen wunderschönen Jump. Leider endet die kurze und vergnügliche Fahrt nach einer weiteren Rechtskurve.

Luge d’été

Bevor wir jedoch gleich wieder in den Alpine Coaster steigen, widmen wir uns dem Luge d’été. Parallel zur eben getesteten Anlage erklimmen wir den Lifthügel, biegen dann aber auf einer etwas niedrigeren Höhe bereits rechts ab. Nach einer weiteren Rechtskurve nehmen wir über ein größeres Gefälle schnell an Geschwindigkeit zu. Recht rasant folgen nun eine Linkskurve, sowie eine kleine Zickzackpassage, ehe wir uns mit ausgeprägter Querneigung in einer Rechtskurve sehen. Nun schließen sich im schnellen Wechsel mehrere Links- und Rechtskurven an, die einen auch aus der Bahn werfen können. Nach einem Jump und einer weiteren Rechtskurve endet die Fahrt.

Es ist schwierig zu sagen, welche der beiden Anlagen nun die bessere ist. Mir persönlich haben beide sehr viel Spaß gemacht. Da keiner der französischen Besucher auch nur auf die Idee gekommen ist frühzeitig zu bremsen, konnte man beide Anlagen auch jeweils in voller Fahrt erleben. Generell schien jedoch die Luge d’été bei den Besuchern etwas beliebter zu sein.

Déval’Train

Über eine Treppe erreichen wir nun die Station der Achterbahn Déval’Train. Die Fahrt auf dem klassischen Rollerskaterlayout mit einer Länge von 207m überzeugt vor allem durch die Einbettung in die Umgebung und dem hohen Grad der Thematisierung. Selbstverständlich werden hier gleich mehrere Runden gedreht, so dass die Kleinen voll auf ihre Kosten kommen.

Boomerang

Etwas spannender bzw. rasanter geht es bei der Achterbahn Boomerang von statten. Jedoch auch erst ab 6 Personen, weswegen ich hier einige Zeit auf meine Fahrt warten durfte. Gerade in der Nebensaison sollte man nicht zu früh am Parc des Combes sein, denn es dauert schon einige Zeit bis eine ausreichende Zahl Fahrwilliger ihren Weg auf den Berg finden. Dafür aber hat man dann den Canad’R erst einmal für sich allein, sobald auch dieser öffnet. So oder so, irgendwann war es dann auch hier soweit und da nur wenige Personen nach der Fahrt ausstiegen, konnte man eine Runde nach der anderen drehen.

Die Fahrt selbst beginnt mit der Erklimmung des rückwärtigen Lifthügels. In der Ausgangsposition angekommen wird man kurz angehalten, während die Reibräder auseinander gedrückt werden. Nun ist die Bahn frei und man rast die eben erklommene Strecke geradewegs hinunter. Mit 60 km/h durchquert man die Station und schießt anschließend in eine aufwärtsführende Linkskurve. Nun geht es rasant durch ein Tal, ehe sich eine über Berg und Tal führende Aufwärtshelix anfügt. Auf dem nun folgenden wellenförmig ausgeführten Spike verliert der Zug seinen Schwung, woraufhin dieser die Richtung umkehrt und die Strecke folglich rückwärts passiert. Daraufhin kommt man in der Station wieder zum Stehen.

Family Boomerangs sind eine durchaus tolle Achterbahngattung. Umso schöner ist es, dass der Parc des Combes dieses mit dem englischen Freizeitpark Drayton Manor vor allen anderen erkannt hat. Zwar bietet das ursprüngliche Layout mit seinem wellenförmigen Verlauf kein ausgeprägtes Geschwindigkeitsprofil, doch dem Fahrspaß tut dieses keinen Abbruch. Umso schöner ist es, wenn man gleich mehrere Runden am Stück drehen kann.

L’Escadrille

Die nächste Attraktion auf unserer Bergbesteigung ist der Aerobat L’Escadrille. Nach dem Erfolg des Gerstlauer Sky Rollers und des Sky Flys aus demselben Hause hat der italienische Hersteller Technical Park seine eigene Interpretation eines interaktiven Überschlagkarussells auf die Beine gestellt. Soweit nichts ungewöhnliches, gehört es doch zum guten Ton erfolgreiche Konzepte anderer Hersteller zu übernehmen. Statt einer direkten Kopie setzte man jedoch auf eine verschärfte Weiterentwicklung des bekannten Paratrooper-Fahrgeschäfts.

Zwar wusste ich im Vorhinein, dass die Fahrt nicht wirklich berauschend ist, doch man soll immer aufgeschlossen gegenüber neuen Fahrgeschäften sein. Also erst einmal das Positive: Die Gondeln sind bequem und auch die Flügel liegen gut in der Hand. Nun jedoch das Negative: Ob man die Flügel nun bewegt oder nicht, ändert nichts am Fahrverlauf. So sind dauerhafte Überschläge von Beginn an ausgeschlossen und ob man will oder nicht, irgendwann geht es für jeden kopfüber durch die Grube. Hourra…

Generell ist das Konzept eines modifizierten Paratroopers nicht verkehrt. Doch die Fahrt auf dem Aerobat macht einfach keinen Spaß. Aus meiner Sicht ist die Anlage während der Fahrt einfach viel zu steil, um die Interaktivität der Anlage ausreizen zu können. Schade eigentlich, denn das Konzept an sich hat Potential.

Woodside 66

Tja, dann steigt man doch lieber in einen modifizierten Apollo 2000. Mit dem Woodside 66 steht seit diesem Jahr ein Sidecar von Technical Park im Park. Der Ausschwung des interaktiven Druckluftfahrgeschäfts kann über den Gasdrehgriff am Motorrad gesteuert werden, zumindest solange bis irgendwann die Luft aus ist. Doch nach einigen Runden am Boden, kann die wilde oder auch nicht so wilde Schaukelei wieder von vorne beginnen. Ein wirklich tolles Fahrgeschäft, was in der Freizeitparkbranche schnell an Anklang gefunden hat.

Etwas was dem letzten Fahrgeschäft auf unserer Erkundungstour durch den Parc des Combes leider nicht zugute wurde. Obwohl unter Fans wirklich sehr beliebt, fristet der Flying Fury ein Schattendasein unter den Propellern; sehr wahrscheinlich bedingt durch seine etwas niedrige Kapazität und der technisch höheren Komplexität. Doch all dieses hat den Parc des Combes nicht abgehalten die Anlage auf einen Berg zu stellen, wo sie jedermann bereits von weiten aus sehen kann. Ihr glaubt nicht, wie hoch die gerade einmal 37m hohe Anlage wirken kann, wenn man während der Fahrt einen Berg herabsieht.

Canad’R

Auf Grund des interaktiven Charakters der Fahrt auf Canad’R ist es schwierig die Fahrt im Detail wiederzugeben. Sie gestaltet sich aber in etwa so: „So, Ich habe nun den Joystick in der Hand, wie geht es nun vorwärts? Okay, jetzt drehe ich mich schonmal im Kreis. Was passiert, wenn ich diesen Regler zur Seite schiebe? Aha, nun überschlage ich mich seitlich. Dann ziehe ich den Joystick nun noch zu mir heran, aha der Propeller bewegt sich nun im Uhrzeigersinn. Dann kann es ja losgehen.“. Nach dieser kurzen Eingewöhnungsphase geht es dann je nach Bedarf ganz ordentlich zur Sache. Freunde sehr starker Beschleunigungen können auch noch eine Turbophase einläuten, in der das Flugzeug kurzzeitig in eine Automatik übergeht, dabei das Flugzeug geraderichtet und nun rundenweise mit 5G beschleunigt. Je nachdem in welche Richtung man dabei den Stick hält passiert dieses entweder vorwärts oder rückwärts verlaufend. Man muss schon ganz schön aufpassen, dass man sich selbst nicht einen Grey Out oder gar Black Out aussetzt, abgesehen davon macht die Fahrt einiges her.

So sehr sogar, dass ich gleich mehrere Runden am Stück die wildesten Fahrmanöver ausprobiert habe. Teilweise kann man während der Fahrt ganz schön die Orientierung verlieren, doch egal ob Kopfüber und dabei seitlich drehend durch den Stationsbereich oder Runden mit dauerhaften seitlichen Überschlägen, die extremste Fahrt hatte ich erst, als die Anlage kurz nach dem Start einen Fehler hatte und anschließend auf Nullposition gefahren ist. Interessanter Weise fuhr der Ausleger dann im Schneckentempo und gegen den Uhrzeigersinn eine komplette Runde, ehe die Einstiegsposition erreicht wurde. Anfangs doch noch sehr entspannend, wurde es spätestens mit der Hangtimepartie und dem sagenhaften Ausblick in über 30m Höhe ganz schön beängstigend. Italienischer Technik kann man zum Glück vertrauen, dennoch war die Anlage nach der Fahrt erst einmal für einige Zeit geschlossen.

Später konnte ich dann noch weitere Runden auf Canad’R drehen, doch nach meiner sechsten Fahrt legte ich die Anlage erst einmal lahm. Kurz nach Beginn der Fahrt passierte dann gar nichts mehr und ich konnte – immerhin halbwegs bequem – gute 15 Minuten darauf warten, aus der Anlage befreit zu werden. Zum späten Nachmittag fuhr die Anlage zwar wieder, aber dann musste ich auch schon wieder in Richtung meines nächsten Ziels aufbrechen.

Bilder Parc des Combes

Fazit Parc des Combes

Der Parc des Combes ist ein sehr sympathischer kleiner Freizeitpark mit einem recht interessanten Portfolio. Kaum ein anderer Park dieser Größenordnung bietet so viele – für das Land – einzigartige Fahrgeschäfte. Wenn sich der Park weiterhin in diese Richtung entwickelt, muss man ständig nach Le Creusot fahren, schon heute ist der Parc des Combes ein Must-Do für jeden Liebhaber richtig guter Fahrgeschäfte. Darüber hinaus lässt sich der Freizeitpark hervorragend mit Le Pal verbinden, einen Park, den man so oder so erleben muss. Wer dann auch noch ein Freund von Schmalspurbahnen ist, wird hier definitiv seine Freude haben.


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